Andacht vom 24. März 2013

Wort zum Palmsonntag 24. März 2013

Wir sind in unserem Alltag von vielen Symbolen umgeben: Wir sehen ein Logo – und wissen welche Firma oder Organisation damit verbunden ist. Wir hören eine bestimmte Melodie – und wissen welche Sendung folgt. Wir verstehen diese Zeichen, weil wir ihre Bedeutung gelernt haben. Oft schwingen dabei für uns Erinnerungen oder auch Vorfreude mit.

Aber biblische Symbole übergehen wir oft ahnungslos. Der heutige Sonntag ist mit solchen Symbolen verbunden. Er heißt in der Kirche „Palmarum“. Der Name kommt von den Palmzweigen, mit denen die Menschen Jesus zujubelten, als er kurz vor dem jüdischen Passahfest, auf einem Esel in Jerusalem einritt. So wird es in den Evangelien erzählt. Aber warum jubeln die Leute? Vielleicht weil Jesus kommt und sie schon Gutes über ihn gehört haben? Das ist möglich – aber vielleicht noch nicht alles, was für die Leute damals bei dieser Szene mitschwingt.

Einmal sah ich in einem Kalender ein mittelalterliches Bild: Ein Mann reitet auf einem Esel. Vor ihm kniet ein anderer Mann. Im Hintergrund ist ein Hügel mit Häusern. Aus den Fenstern schauen Menschen. Spontan dachte ich: Das ist Jesus, der in Jerusalem einreitet. Aber dann fiel mir auf: Der Mann trägt eine Krone und bläst in ein Horn. Interessiert las ich die Bildunterschrift und erfuhr: Die Zeichnung ist aus einem jüdischen Buch zum Passahfest. Besonders zum Passahfest erwarten Juden, dass der Messias kommt. Der Esel ist ein für den Messias typisches Tier.

Das ist also der tiefere Grund für den Jubel der Menschen. Sie verstehen das Symbol: Kurz vor dem Passahfest reitet jemand auf einem Esel in die Stadt ein. Das bedeutet: Hier kommt der Messias. Durch dieses Symbol sind die Menschen voller Vorfreude auf Gottes großes heilvolles Eingreifen.

In der kommenden Zeit, der Karwoche und Ostern, begegnen uns viele Symbole und Symbolhandlungen. Sie sprechen zu uns oft mehr als Worte, wenn wir ihnen nachgehen, uns bewusst machen, welche Erinnerungen und Erwartungen für uns mit ihnen verbunden sind.


von Heike Kerwin, Pfarrerin für die Gehörlosengemeinde im Kirchenkreis HallePfarrerin