Andacht vom 28. Dezember 2014

Andacht zum 28. Dezember 2014, 1. Sonntag nach Weihnachten

Liebe Leserinnen und Leser!

Was bleibt von Weihnachten nach Weihnachten? Was bleibt, wenn das „O du fröhliche“ verklungen, die Gans gegessen, die Gäste wieder abgefahren sind?Ich persönlich empfinde die Zeit zwischen den Jahren als festliche Zeit – auch wenn sie Arbeitstage enthält - bis zum Neujahrstag, ja bis zum Dreikönigstag, dem Weihnachtstag der orthodoxen Geschwister. Erst danach hat mich der Alltag wieder voll im Griff.

Ja, und was bleibt dann von Weihnachten? Ich sehe noch einmal die Weihnachtspost durch und stoße auf ein Gedicht, das mir jemand aufgeschrieben hat:"Berühren soll Dich das Kind mit seiner Botschaft. Berühren soll Dich die kräftige Zärtlichkeit des Himmels, damit Du nicht mehr auf gewohnten Bahnen in eingeschliffenen Mustern immer in vermeintlich gleichen Strukturen weitertrottest,sondern verwundert, gar aufgeschreckt, innehältst und Neues findest, Überraschendes, Kleines, Zartes, Verletzliches vielleicht, das aber stärker ist als alt vertrauter Trott. Dich soll anrühren die zärtliche Berührung des Himmels"

Fast jedes Weihnachtsfest, das ich erlebt habe, enthielt zumindest einen solchen Moment, in dem etwas aufblitzt von der Zärtlichkeit Gottes und mich anrührt. Reicht das zum Leben? Ab und an ein Aufblitzen, ein Gefühl, eine Erkenntnis, eine Ahnung der Gottesliebe? Muss das reichen?

Als Simeon, jener alte Mann, von dem der Evangelist Lukas schreibt, seine lebenslange Sehnsucht in dem Kind Jesus erfüllt sieht, ist da kein Ahnen mehr. Simeon ist so tief berührt, dass er anfängt zu singen: »Herr, nun kann dein Diener in Frieden sterben, denn du hast deine Zusage erfüllt. Mit eigenen Augen habe ich das Heil gesehen, das du für alle Völker bereitet hast - ein Licht, das die Nationen erleuchtet, und der Ruhm deines Volkes Israel.«

Das möchte ich mitnehmen von Weihnachten ins neue Jahr: dass meine Ahnung manchmal übergeht in ein aufgeschreckt werden  von der kräftigen Zärtlichkeit Gottes, dass ich mich mitnehmen lasse zu neuen Menschen, auf neue Wege.

Ihre Elisabeth Hübler-Umemoto, Pfarrer in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Versmold, Bezirk Peckeloh.