Andacht vom 03. Mai 2015

 

Wort zum Sonntag Kantate, 3. Mai 2015

 „Lehrer haben 12 Wochen Urlaub im Jahr. Pfarrer arbeiten nur sonntags, und Begleiter von Ferienfreizeiten machen auf Kosten anderer Urlaub.“


Die einen sind jetzt völlig empört, wenn sie diese Behauptungen lesen. Andere denken: „Ich weiß nicht, ob das so ist, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“ Und wieder andere sehen sich in ihrer Meinung bestätigt: „Ja klar – so ist das.“

Und wie denken Sie darüber?


Erst einmal so viel dazu: Keine der drei Thesen stimmt. Das kann ich mit absoluter Bestimmtheit sagen! Aber warum ist das so, dass sich in unseren Köpfen häufig völlig falsche Vorstellungen breit machen? Das betrifft auch andere Berufsgruppen, und auch Menschen, die von woanders her kommen, oder einfach anders denken. Warum ist das so, dass sich Vorurteile und falsche Vorstellungen hartnäckig in unseren Köpfen halten?


Ich denke, der Hauptgrund ist mangelnde Information; und die wiederum ist mit fehlendem Interesse verbunden. Wenn es mich gar nicht interessiert, was die Lehrerin von nebenan den ganzen Tag über tut, dann bekomme ich selbstverständlich auch nicht die entsprechenden Informationen. Wenn ich mit Kirche nichts zu tun haben will, werde ich wahrscheinlich kaum den Geistlichen unter der Woche bei der Arbeit treffen. Und wenn ich mir keine Gedanken über die Organisation, Vorbereitung und Durchführung einer Ferienfreizeitmaßnahme mache, ist es einfach zu behaupten: „Die Mitarbeiter machen sich eine schöne Zeit.“ Mangelndes Interesse an anderen Menschen und damit verbunden fehlende Informationen lassen Vorurteile entstehen und sich hartnäckig halten.


Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich dazu ermutigen, die Menschen um sich herum wahrzunehmen; sich für sie und das, was sie tun, zu interessieren. Denn es geht dabei um Respekt. Ich möchte anderen Menschen mit Respekt begegnen; und das wiederum setzt voraus, dass ich Respekt habe vor dem, was sie tun und denken. Der Respekt voreinander ist in meinem christlichen Menschenbild ganz klar verankert.

von Susanne Absolon, Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Versmold