Wort zum 28. April 2020

Haben Sie auch in der Schule das ABC gelernt? – Was für eine Frage! Natürlich haben Sie. Und mehr noch. Ganz sicher sind Sie genau wie ich sogar bis zum Z gekommen: ABC…Z.
Momentan scheinen wir allerdings über das C nicht hinauszukommen. Ja, ich will es versuchen, will es heute mit meinen Worten dem Großvater gleichtun, der seinem Enkel aus der Quarantäne heraus einen Brief geschrieben und als letzten Satz stolz formuliert hat: „Hast du etwas bemerkt? In meinem ganzen Brief kommt das Wort mit dem C nicht vor.“ Aber was soll ich schreiben, dreht sich doch fast jeder Zeitungsartikel von der Titel- bis zur schwarzen Seite, jede Nachrichtensendung (+“Extra“) im Fernsehen auf allen Kanälen um das Wort mit dem C. Und sogar der m.E. am wenigsten klügste Mächtige, also der, dessen Nachname mit einem T beginnt, redet fast täglich über das C. Vergangene Woche erst wieder so richtig wirres Zeug.

Vielleicht könnte ich ja von meinem Freund Rainer erzählen, der heute seinen zweiten Tag als Rentner genießt. Zwar war sein Abschied aus dem Dienst von seinen Kolleginnen und Kollegen liebevoll und herzlich vorbereitet worden, litt aber wegen des Kontaktverbotes auch unter dem C und wäre ohne C sicher ganz anders verlaufen. Schade!

Immer wieder nur dieses C! Ja, ich weiß, die Konfrontation damit, sie hat ja auch einen positiven Effekt. Die Angst vor dem C soll mich und andere schützen. Aber ich merke, wie sie mich langsam aber sicher auch runterzieht, und das nicht nur, weil ich längst schon mal wieder zum Friseur hätte gehen müssen. Ob da die Strategie hilft, einen Stift quer im Mund nur mit den (am besten Backen-) Zähnen festzuhalten, weil dabei im Gesicht dieselben Muskeln angespannt werden wie beim Lachen und sich nach ein paar Minuten ein positives Gefühl einstellt: Ich lache, also geht es mir gut? Kann man mal ausprobieren.

Ich halte mich lieber an die Losung vom heutigen Tag: „So richtet nun euer Herz und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen.“ Das steht zwar in einem biblischen Buch mit C am Anfang, ist aber eine total positive Maßnahme für eine Gemeinschaft, die das C im Namen trägt.

Von Dirk Leiendecker, Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versmold