Andacht vom 01. Januar 2012

01. Januar 2012 - Neujahr

Schwachsein erlaubt?

Geht es Ihnen auch so? Wie in so vielen anderen Jahren, könnte ich mir auch für 2012 wieder gute Vorsätze machen: Mich mehr um meine Familie kümmern, aufmerksamer für die Bedürfnisse der Menschen um mich herum sein, mehr Sport treiben, gesünder essen, insgesamt stärker sein, und so weiter.

In der Regel ist diese Liste ganz schön lang. Wenn ich aber zurückdenke, dann habe ich regelmäßig die Erfahrung gemacht, dass diese Vorsätze keine lange Lebensdauer haben. Mitte Januar werden die ersten guten Vorsätze aufgegeben, und bis in den Februar hinein hat es noch keiner von ihnen geschafft. Wahrscheinlich wird es dieses Jahr nicht anders sein. Geht es Ihnen auch so?

Doch ich bin in guter biblischer Gesellschaft, denn die Bibel berichtet ebenso von Menschen, die Vorsätze hatten und sie nicht einhalten konnten. Zum Beispiel Petrus: Er hatte sich vorgenommen, immer zu Jesus, seinem Herrn, zu halten. Doch ehe der Hahn krähte, hatte er ihn dreimal verleugnet.

Die Losung für das neue Jahr 2012 aus dem zweiten Brief an die Korinther lautet: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“  Schwachsein ist also erlaubt! Und doch nicht selbstverständlich. Wie schwierig ist es, das zu beherzigen. Jesus hat diesen Satz gesprochen, und er hatte einen weiteren voran gestellt: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“
Vielleicht bewirkt diese Erkenntnis der eigenen Schwachheit eine Veränderung zu mehr Mut und Liebe, eine Veränderung zu Gott hin, ein Vertrauen auf seine Gnade. Wir müssen nicht immer nur stark sein, Gott verlangt von uns keine Perfektion.

Petrus ist ein schönes Beispiel dafür. Er wurde in seiner Schwachheit, mit all seinen Fehlern groß und stark, in ihm wurde Gottes Kraft mächtig.
Ihn will ich mir zum Vorbild nehmen und mich in diesem neuen Jahr nicht auf meine eigene Stärke verlassen, sondern auf Gottes Gnade vertrauen und seine Kraft in mir und durch mich wirken lassen. Aber – das ist ja auch schon wieder ein Vorsatz!

von Pfarrer Jens Weber, Synodalvikar in der Evangelischen Kirchengemeinde Halle