Andacht vom 02. Dezember 2012

02. Dezember 2012 – 1. Advent

Adventlich leben

In der Woche vor dem ersten Advent verwandeln sich die Straßen und Plätze in Halle und an anderen Orten unseres Kirchenkreises. Leuchtgirlanden werden von den Ehrenamtli-chen des Technischen Hilfswerkes über Straßenzüge gespannt. Die ersten Buden auf dem Kirchplatz rund um die St. Johanniskirche finden ihren Platz. Unsere Küsterin hat schon Kerzen und Tannenzweige für den Adventskranz in der Kirche bereitgestellt. Manch einem wird in dieser Zeit der Vorfreude auf Weihnachten emotional ganz anders zu Mute: Wir zünden Lichter an, um sie gegen alle Dunkelheiten scheinen zu lassen. 

All das sind lauter Dinge, die der Vorbereitung ein Gesicht geben und auf das Kommende hinweisen. Sicher bestimmt das „Gestern“ unser Leben. Und wie oft holt es uns gerade in dieser dunklen Jahreszeit ein. Mehr noch als uns allen vielleicht bewusst ist, bestimmt aber auch das „Kommende“ unsere Gefühle, unser Denken und unser Handeln. Darin gründet eine gute Tradition, die uns öffnet für Neues und uns offenhält für Ungewohntes. Das alltägliche Tun und Erleben kann deshalb zum Gleichnis werden für das, was Advent und Weihnachten meint. All das äußerliche Vorbereiten und Schaffen kann gleichnishaft das Kommen Gottes ansagen, und damit schon jetzt unser Leben im guten Sinn verändern.

Ich entdecke etwa in dem Anzünden der Lichter die Sehnsucht, es könnte anders sein, heller, lebensfroher als es in den Dunkelheiten des Lebens manchmal scheinen mag. Zwar nehmen wir Dunkelheiten in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben wahr – und tragisch wäre es, wenn wir die Augen davor verschließen würden –, aber die Sehnsucht nach einem ganz anderen Licht ist darüber nicht vergessen. Unsere Lichter zeigen die Hoffnung an, die in der Dunkelheit spürbar, erfahrbar wird. Mehr noch sogar, diese Hoffnung strahlt jetzt schon und lässt uns die Welt anders sehen: Nicht für immer und ewig auf dem selben zerstörerischen Weg, auf dem die Gewalt regiert; auch mit uns selbst können wir neu anfangen, weil nicht immer alles so bei uns bleiben muss und wir offen sind für Überraschungen.

In einem Liedvers wird es so formuliert: „…das ewige Licht da hineingeht, gibt der Welt einen neuen Schein.“

Diesen neuen Schein von Weihnachten her gedacht und erfahren in der Liebe Gottes und Freude über die Geburt des Sohnes Jesus, wünsche ich Ihnen in der nun beginnenden Adventszeit.

Einen gesegneten 1. Advent
Ihr

Walter Hempelmann
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle