Andacht vom 18. November 2012

18. November 2012 – vorletzter Sonntag im Kirchenjahr/Totensonntag

„This is the End – Dies ist das Ende“ so lautet der Titelsong von Popsängerin Adele zum aktuellen James Bond Film „Skyfall“. Seit Anfang November läuft er hier in Deutschland in den Kinos. Mit Freunden zusammen schaute ich mir am Wochenende das neue Abenteuer des legendären britischen Geheimagenten an. Ein toller Film – packend und humorvoll. Das Erstaunliche: er beginnt mit dem Ende. Dem Ende von James Bond. Daher auch der Name des Titelsongs.

Das passt zur Jahreszeit, dachte ich. Im grau-trüben November denken Christen an die dunkleren Themen des Lebens: an das Ende. Das Ende des Lebens. Meines Lebens. Ja, auch ich muss sterben – es trifft nicht nur die anderen.

Dieser Sonntag ist als „Volkstrauertag“ ein Gedenktag an das tiefe Leid, das Menschen einander in den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts angetan haben. Und tragischer Weise nimmt dies Leid kein Ende. Bis heute. Weltweit.  

Am Mittwoch ist Buß- und Bettag. Wir stellen uns unserer Schuld: Ja, ich werde schuldig - an anderen Menschen und an Gott. Nein, es sind nicht immer nur die anderen!
Im Film „Skyfall“ sterben diesmal auch nicht nur die anderen. Ja, diesmal trifft es den Doppelnull Agenten selber. Aber für den Kinobesucher weniger erstaunlich: James Bond kehrt zurück. Später im Film nach seinem Hobby gefragt antwortet er „Auferstehung“.

Das passt zu unserer Hoffnung, dachte ich. Wir dürfen als Christen über uns selbst hinaussehen: auf Gott, den großartigen Schöpfer, der verspricht eines Tages alles neu zu machen. Und auch Jesus, den liebevollen Heiland, der unsere Schuld und unser Leid ans Kreuz trägt und sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ Und er ist auch der Gegenwärtige, er kann uns hier und jetzt trösten und durchtragen!

Anders als für den Kinobesucher ist diese „Hoffnung“ für uns als Christen allerdings nicht selbstverständlich, sondern immer wieder eine Herausforderung.
Ich stelle mir vor, wie es als Kinobesucher gewesen wäre nach diesem „Skyfall - Himmelssturz“  von James Bond das Kino zu verlassen. Tief deprimiert über den Tod des Helden irrte man nun durch die Novemberstraßen.

Doch, so will man diesem grübelnden Mitmenschen zurufen, das war doch nicht alles! Du musst doch weiterschauen! Du musst doch den Film zuende sehen!

Das ist der Ruf unseres Glaubens: Du musst doch weitersehen! Nicht nur auf die Krankheit, die nicht heilbar scheint, oder das Leid, das so tief verletzt, oder den Tod, der so übermächtig scheint! Du musst weitersehen auf Jesus, den Herrn, den starken Gottessohn! Er kann, so haben es Generationen von Christen erfahren, wirklich helfen. Hier und jetzt. Und er schenkt Hoffnung: Er ist die Auferstehung!
Vielleicht beginnt diese neue Sichtweise mit einem Gebet: „Herr, öffne mir die Augen. Zeige mir, dass du hier bist!“

Alles hängt daran, ob wir weitersehen! Denn dann gilt, wo wir menschlich gesehen vor unserem Ende stehen, das letzte überlieferte Wort Dietrich Bonhoeffers: „Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.“

von Nicolai Hamilton, Pfarrer der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Halle