Andacht vom 22. Januar 2012

22. Januar 2012 - 3. Sonntag nach Epiphanias

Zielorientiert

Welch ein Ziel haben wir im Leben? Was schwebt uns vor? Was wollen wir erreichen? Was ist unser Weg? Haben wir uns im neuen Jahr entschieden, was wir wollen, was unser Ziel ist?

Von Jesus heißt es einmal: „ Er wendet sich stracks nach Jerusalem!“ Er hat ein Ziel. Er ist zielorientiert. Noch ist Epiphaniaszeit. Der Stern ist erschienen, er leuchtete den Weisen, er zeigte ihnen den Weg. Danach beginnt schon bald die Passionszeit, der Weg des Leidens und Sterbens Jesu. Sein Weg ist zum Kreuz hin vorgezeichnet. Er weicht dem nicht aus. Er geht geradeweg auf das Kreuz zu. Er sagt  "Ja"  zu dem Willen des Vaters.

"Ja" sagen zu dem Weg, den Gott uns führen will, ist nicht immer leicht.

Wir schauen auf die Menschen um uns herum. Wir erwarten von ihnen  bestimmte Verhaltungsweisen. Werden wir von ihnen enttäuscht, beleidigt, angefochten? Das wird auch manchmal im neuen Jahr so sein. Lassen wir uns dadurch auf unserem Weg nicht beirren. Als Jesus durch die Landschaft Samaria zieht und dort Übernachtungsmöglichkeit sucht, nimmt man ihn nicht auf, weil er nach Jerusalem geht. Die Jünger sind ärgerlich. Sie möchten die Leute, denen Jesus nicht in ihr Konzept passt, mit Feuer verderben (Lukas 9, 51-57). Gibt es das auch bei uns, dass uns jemand nicht passt, dass wir ihn lieber verwünschen würden, dass wir ihn nur als „Feind“ betrachten?

Wie reagieren wir? Jesus fragt seine Jünger: „Wisset ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?“
Sind wir Christen? Wollen wir Christen sein, dann prüfen wir unser Handeln. Ist das vom Geiste Gottes, der uns so sprechen lässt, der den anderen verdammen will, der dem anderen vergelten will?

„Denen geschieht recht!“ so sagen wir schadenfroh. Doch wo bleibt die Liebe, wo bleibt die Vergebung? Jesu Weg nach Jerusalen, sein Weg ans Kreuz ist der Weg der Vergebung. Es ist der Weg der Liebe Gottes. Diesen Weg sollen auch wir gehen.

Das bedeutet, dass wir uns zuerst von ihm herauslieben lassen aus all den bösen Gedanken, aus den Barrikaden, die wir uns selbst gebaut haben und die wir für oder gegen andere aufbauen. Wir sollen zuerst uns selbst erkennen, bekennen und eingestehen, dass wir auch nicht besser sind als andere.

An erster Stelle steht, dass wir uns selbst vergeben lassen. Tun wir das nicht, wenn wir im Vaterunser beten: „Vergib uns unsere Schuld!“? Aber da heißt es dann auch: „Wie wir vergeben unseren Schuldnern.“ Jesu Weg gehen heißt, auch dem anderen vergeben, heißt auch den lieben, der mich nicht lieben will.

Welchen Geist haben wir? Sagen wir "Ja" zu dem Geist Jesu, sollten wir auch mutig sein, zielorientiert unseren Weg zu gehen, seinen Weg zu gehen. Bei einem Streitgespsräch legte der andere den Hörer auf. Was sollte ich tun? Ich bin zu ihm hingegangen, um wieder neuen Kontakt zu schließen.

Da ich im Abendgebet immer auch für andere betete, meinte unsere Tochter. „Papa, du liebst alle Menschen!“ Wir alle sind von Gott geliebt. Darum dürfen wir mutig zu anderen hingehen, um Frieden zu schließen. Wir dürfen mutig unser Christenleben leben. Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagheit gegeben, sondern den der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Besinnen wir uns, halten wir inne, überlegen wir recht, was unser Weg ist. Zielorientiert auch im neuen Jahr immer wieder neu.

Ihr Walter Moritz, Pfarrer im Ruhestand, lebt in Werther