Andacht vom 25. März 2012

25. März 2012 – Judica

Joachim Gauck erinnerte nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten an den 18. März 1990. Er sagte unter anderem: „Es war der 18. März heute vor genau 22 Jahren und wir hatten gewählt. … Zum ersten Mal in meinem Leben im Alter von 50 Jahren durfte ich in freier, gleicher und geheimer Wahl bestimmen, wer künftig regieren soll… Ich werde niemals, niemals eine Wahl versäumen. Heute haben Sie, die Wahlfrauen und -männer, einen Präsidenten gewählt, der sich selbst nicht denken kann ohne diese Freiheit, und der sich sein Land nicht vorstellen mag und kann ohne die Praxis der Verantwortung. ... Derjenige, der gestaltet, wie derjenige, der abseits steht - beide haben sie Kinder. Ihnen werden wir dieses Land übergeben. Es ist der Mühe wert, es unseren Kindern so anzuvertrauen, dass auch sie zu diesem Land 'unser Land' sagen können.“

Als ich die Rede des Bundespräsidenten hörte, musste ich an den 5. Februar 2012 denken. An diesem Sonntag sollten überall in Westfalen die neuen Mitglieder der Presbyterien in den evangelischen Kirchengemeinden gewählt werden. Doch in Steinhagen – wie in vielen anderen Orten – fand keine Wahl statt. Es gab nicht genug Kandidatinnen und Kandidaten. Schade. Denn gerade in der evangelischen Kirche wird immer wieder auf das „Priestertum aller Gläubigen“ oder besser auf das „Priestertum aller Getauften“ hingewiesen. Zu Recht.

Der Glaube an Gott und Jesus Christus will gelebt und bezeugt sein - nicht nur daheim für sich, sondern dort, wo wir leben, arbeiten, unsere Freizeit verbringen. Ich möchte deshalb an die Ausführungen des Bundespräsidenten anknüpfen und sagen: „Ich kann mir die evangelische Kirche nicht denken ohne engagierte Mitwirkende und Presbyterinnen und Presbyter, die gern und bewusst Leitungsverantwortung übernehmen. … Derjenige, der gestaltet ,wie derjenige, der abseits steht - beide haben sie Kinder. Ihnen werden wir die Gemeinde übergeben. Es ist der Mühe wert, sie unseren Kindern so anzuvertrauen, dass auch sie zur evangelischen Kirche ‚meine Kirche‘ sagen können.“

von Heinz-Jürgen Luckau, Pfarrer im Ruhestand