Andacht vom 04. Dezember 2011

04. Dezember 2011 - 2. Advent

Land zum Leben

Die Konfirmanden sehen sich das Plakat genau an: Ein schönes Stück Land. Groß genug für ein Haus zum Wohnen, um eine Kuh zu halten für Milch und – später – für Fleisch, für einen Garten mit Obstbäumen und einem Feld mit Getreide und Gemüse.  Platz für eine Familie. Lebensraum. Nicht viel, kein Luxus, kein Palast. Aber genug zum Leben.

Ein Stück Land. Es ist herausgebrochen, herausgestochen. Es hängt in der Luft. Die Wurzeln finden keine Nahrung, kein Wasser. Was wird dann aus den Tieren? Was wird aus den Menschen, die hier leben? Das Stück Land liegt in einem Einkaufswagen. „Sale“ steht auf dem Schild, das daran baumelt. Ausverkaufsware, billig verschleudert. Eine Ware, die man sich nimmt. Mit der man machen kann, was man will. Darf man das? Zählt wirklich nur, dass man dafür bezahlt? Muss man nicht fragen, was aus denen wird, die darauf wohnen?

„Das ist doch ungerecht!“, rufen die Konfirmanden. Sie erfahren beim Advents-Workshop ihrer Kirchengemeinde, dass viele Menschen, vor allem in Südamerika, Afrika und Asien ihr Land verlieren. Die Hälfte aller Hungernden weltweit sind Kleinbauern. Nicht nur durch Kriege und Vertreibung oder Hungersnöte. Auch weil wir in Deutschland täglich Fleisch essen wollen. Und viel und schnell Auto fahren. Große Firmen nehmen den Bauern, die zu schwach sind, ihre Rechte einzuklagen, das Land weg. Sie vernichten den Regenwald und reihen Acker an Acker. Auf den großen Flächen im argentinischen Chaco z.B. entstehen Monokulturen. Hier wächst Soja, soweit das Auge reicht. Für Futtermittel und Biotreibstoff für Europa. Denn damit lässt sich reichlich Gewinn machen.

„Das Land soll euch seine Früchte geben, damit ihr genug zu essen habt und sicher darin wohnt“, sagt Gott (3. Mose 25,19). Er will, dass alle Menschen haben, was sie zum Leben brauchen, ganz egal, ob sie in Deutschland leben oder in Afrika, Asien, Amerika oder sonstwo auf der Welt. Die Konfirmanden haben das begriffen. Und einen bewegenden Gottesdienst zum 1. Advent gestaltet. Denn Advent, das ist die Zeit der Erwartung. Die Zeit der Hoffnung, dass Gott Einzug hält in unserer Welt und dass dann die Ungerechtigkeit ein Ende hat und die Welt so wird, wie sie nach Gottes Willen sein soll.

Maria, die Mutter Jesu, wusste ein Lied davon zu singen, dass Gott auf der Seite der kleinen Leute steht und die Mächtigen nicht alles machen dürfen, was sie wollen (Lukas 1, 46-55).

Vielleicht stimmen Sie ja auch ein in die alten und neuen Adventslieder von Hoffnung und Frieden und Gerechtigkeit. Vielleicht ändern Sie auch ein paar liebgewordene Gewohnheiten, essen weniger Fleisch, gehen öfter mal zu Fuß oder schwingen sich aufs Fahrrad. Das gibt nicht nur den Kleinbauern eine neue Perspektive. Es tut auch uns gut.

von Kirsten Potz, Pfarrerin für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung

"Land zum Leben - Grund zur Hoffnung" heißt die 53. Aktion von Brot für die Welt, die am 1. Advent gestartet wurde.