Andacht vom 25. September 2011

25. September 2011 - 14. Sonntag nach Trinitatis

Religionsfreiheit und die Sache mit Gott

Wegen des Glaubens zum Tod verurteilt – das passiert natürlich nicht in Deutschland, aber in Afghanistan, im Iran  und auch in anderen Ländern. Für uns in Deutschland ist das fast unvorstellbar, und schürt wahrscheinlich am ehesten die Angst vor dem Islam oder dem islamischen Fundamentalismus.

Für uns ist die Gretchenfrage „Was glaubst Du denn so? Bist Du noch in der Kirche oder auch schon ausgetreten?“ eher mäßig spannend. Schließlich ist das Recht auf Religionsfreiheit ein im Grundgesetz verbrieftes Recht. Und dieses Recht auf die Freiheit des Glaubens ist ein hohes Gut!

Aber nutzen wir diese Freiheit auch?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass vielen Menschen die Sache mit Gott ziemlich egal ist. Es ist keine wirkliche Lebensfrage. Es wird nicht darüber nachgedacht, über das, was man wirklich glaubt, für welche Werte und Überzeugungen wir einstehen. Und trotzdem würden die meisten Menschen wahrscheinlich immer sagen: „Natürlich glaube ich an etwas Höheres. Und das kann man auch Gott nennen.“

Als Christin finde ich meine Freiheit im Glauben verankert. Und das beinhaltet auch die Freiheit, den Glauben anderer zu respektieren, also die Religionsfreiheit aller zu bejahen. Dafür sollten wir uns energisch einsetzen, dass Religionsfreiheit in jedem Land gilt. Denn die Freiheit, die eigene Religion ausüben zu können, ist ein Menschenrecht, das überall verteidigt werden muss.

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst Euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen.“ (Galater 5,1)

Mir ist dieser Geist der Freiheit wichtig. So mancher Zeitgeist ist doch nur ein Geist der Zukunftssorge und des Klammerns an Bestehendes.

Doch Freiheit aus dem Glauben ruft  Mut zur Gestaltung der Zukunft und Freude am Leben hervor. Deshalb kann die Sache mit Gott nicht einfach nur belanglos sein, ohne Lebensbezug. Denn im Glauben ist zwar jeder Zwang ausgeschlossen, aber auch jede gleichgültige Lebenseinstellung abgewehrt durch die Freiheit des Gewissens, die sich in Verantwortung umsetzt.

Kirsten Schumann ist Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde in Steinhagen.