Andacht vom 26. Juni 2011

Den Himmel erden

zum 26. Juni 2011 - 1. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Leserinnen und Leser,

über uns wölbt sich der Himmel und es ist interessant und schön, dem Spiel der Wolken zu folgen. Der Himmel als Ort, der sich über uns erstreckt und ausdehnt, mag zuweilen unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn wir allerdings als Christen im biblischen Sinn von Himmel sprechen, dann meint es etwas grundlegend anderes: Himmel ist ein Versprechen. Genauer gesagt ein Versprechen, das Gott uns und seiner Welt gibt. Davon ist die Bibel durchtränkt.

Der Himmel ist offen, aufgerissen. Der Mensch muss nicht allein den Weg gehen, die Todesverfallenheit der Welt ist aufgehoben. Wir können hoffen und sind begleitet von unserem Gott. Unter dieser Zusage feiern wir nun miteinander als Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Halle den 2. Kreiskirchentag im Gerry-Weber-Stadion an diesem Wochenende.

Mit allen Sinnen soll erfahren werden, wie der Himmel diese Erde neu belebt, verändert und in ein neues Licht rückt. Das bleibt unser Auftrag, den Himmel Gottes und die Erde in eine Beziehung zueinander zu setzen und unser Interesse gleichzeitig für den Himmel und für die Erde deutlich zu machen.

Dass man der Erde treu zu bleiben hat, wenn man sich für den Himmel interessiert – daran liegt mir besonders, damit es uns nicht so geht, wie dem Philosophen Thales von Milet. Von ihm wird erzählt, dass er beim Erforschen der Gesetze des Himmels seine Augen stets zum Himmel gerichtet hat. Als er wieder einmal so angestrengt nach oben blickte, soll er in eine recht „irdische“ Jauchegrube gefallen sein. Ein Magd, die dabeistand, soll hämisch gelacht und gesagt haben: „Du willst die Gesetze des Himmels erforschen und kannst nicht sehen, was Dir vor Füßen liegt?“

Das Naheliegende gilt es zu tun und wahrzunehmen. An diese Aufgabe weist uns der Himmel Gottes. In der Offenheit für die Menschen, die bei uns Schutz und Zuflucht suchen, in dem Trost, den einer dem anderen geben kann. In der Freude, die wir miteinander mit anderen teilen.

Um den Himmel müssen wir seit Jesu Leben und Sterben nicht sorgen, weil wir dort aufs Beste vertreten sind. Aber um die Erde sollen wir uns um Gottes Willen sorgen, damit sie Wohnraum wird für alle Menschen. Denn dann haben wir den Himmel geerdet.

Ihnen ein gesegnetes Wochenende – und wenn Sie mögen, sind Sie herzlich nach Halle eingeladen.

Ihr

Walter Hempelmann

Walter Hempelmann ist Superintendent des Kirchenkreises Halle und Pfarrer in Halle.