Andacht vom 28. August 2011

28. August 2011 - 10. Sonntag nach Trinitatis

Es ist Urlaubszeit ! – Von der ursprünglichen Bedeutung her bedeutet Urlaub „die Erlaubnis, sich zu entfernen“. Heute brauchen wir nicht die Erlaubnis des Arbeitgebers, uns vom Arbeitsplatz zu entfernen; wir haben einen Urlaubsanspruch. Aber was machen wir mit unserem Urlaub? Er bedeutet die Erlaubnis und die Möglichkeit zu genießen, wozu uns sonst die Zeit fehlt. Schon Augustinus sprach von „frui deo“, vom Genießen Gottes in der Schönheit der Welt. Gott hat den Menschen nicht nur dazu geschaffen zu arbeiten, zu funktionieren, Leistung zu bringen, sondern auch, um zu genießen, um sich an der Schöpfung zu freuen und in ihr Gott zu entdecken.

Im Buch des Predigers ( 3, 9-13 ) ist zu lesen:
„Welchen Gewinn hat, wer etwas tut, von dem, worum er sich abmüht ?
Ich sah die Plage, die Gott verhängt hat, dass die Menschenkinder sich damit plagen.
Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit; auch die Ewigkeit hat er ihnen ins Herz gelegt,
nur dass der Mensch das Werk, das Gott gemacht hat,
von Anfang bis zu Ende nicht fassen kann
Da merkte ich, dass es unter ihnen nichts Besseres gibt,
als fröhlich zu sein und es gut zu haben im Leben.
Dass aber ein Mensch essen und trinken kann und sich gütlich tun bei aller seiner Mühsal, auch das ist eine Gabe Gottes.“

Viele Menschen haben Hemmungen, sich etwas Gutes zu tun, zu genießen. Und was ich mir selbst nicht erlaube, missgönne ich auch anderen und mache ihnen dann leicht ein schlechtes Gewissen. Wer nicht genießen kann, wird schnell ungenießbar.

In der Psychotherapie weiß man, dass die Fähigkeit zu genießen ein Grundfaktor für die Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit ist.
Das Pflichtbewusstsein vieler ist stärker als das Bedürfnis zu genießen. Kürzlich war wieder zu lesen, wie viele Menschen akzeptieren, auch im Urlaub in dienstlichen, beruflichen Angelegenheiten ständig erreichbar zu sein, sich also nicht wirklich von ihrer Arbeit zu entfernen erlauben  Aber diejenigen, die stets arbeiten und „immer im Dienst“ sind, die sich nicht von ihrer Arbeit äußerlich und innerlich entfernen können, sind deshalb nicht die besseren Menschen. Letztlich macht das krank. Nicht umsonst wird in der Schöpfungsgeschichte der siebte Tag folgendermaßen beschrieben: „Und Gott ruhte von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Er segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm hat Gott geruht von all seinem Werk, das er geschaffen und vollbracht hat.“

Gott erlaubt sich auszuruhen. Und im dritten Gebot werden wir daran erinnert, regelmäßig auszuruhen von der alltäglichen Arbeit.
In diesem Sinne : Machen Sie mal wieder Urlaub !

Petra Isringhausen ist Pfarrerin im Entsendungsdienst in der Gemeinde Steinhagen.