Andacht vom 08. Dezember 2013

08. Dezember 2013, 2. Advent

Liebe Leserinnen und Leser,

heute ist der zweite Advent. Heute zünden wir die zweite Kerze am Adventskranz an. Heute machen wir das achte Türchen am Adventskalender auf.

Lichter und Türen. Sie spielen in der Adventszeit eine große Rolle.

In den Städten sind zahlreiche Lichter und Kerzen zu sehen. In den Fenstern der Häuser reihen sich Lichterketten und Sterne aneinander. In den Schaufenstern stehen leuchtende Schlitten und blinkende Weihnachtsmänner. Die Weihnachtsmärkte haben ihre Schleusen geöffnet. Die Geschäfte werben mit langen Öffnungszeiten. Türen am Adventskalender werden aufgemacht.

Es ist hell. Türen stehen offen. Tatsächlich?

Ist es nicht vielmehr so, dass ein Raum, ein Haus, eine Stadt hell erleuchtet ist und Menschen sich dennoch verloren fühlen? Ihnen ist kalt ums Herz. Sie spüren die Finsternis in Ihnen und um Sie herum. Der Stress, die Hektik und die Schnelllebigkeit setzen Ihnen zu. Sie müssen funktionieren im Beruf, im Freundeskreis, im Leben. Es ist dunkel.

Ist es nicht vielmehr so, dass Menschen einander begegnen und sich dennoch nur um sich selbst drehen? Ihre Umwelt nehmen sie kaum wahr. Sie beschäftigen sich mit sich selbst. Sie sind auf den eigenen Vorteil bedacht. Sie konzentrieren sich auf die eigene Karriere. Türen sind verschlossen.

Im Advent zünden wir Lichter an und öffnen Türen. Tatsächlich?

Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

In Psalm 24 können wir lesen: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe.“

Worin unterscheidet sich dieses Licht Jesu von dem Licht, das die jetzige Jahreszeit bestimmt? Warum sollten wir Türen öffnen für den König der Ehren, wenn doch so viele Türen offen zu stehen scheinen?

An Weihnachten begegnet Gottes Licht der Dunkelheit in uns und um uns herum, ohne sie leugnen zu wollen. An Weihnachten nimmt Gott unsere Finsternis ernst und möchte unser Leben hell machen. An Weihnachten begibt sich Gott in die Dunkelheit, die unsere Welt trotz all der aufgehängten Lichter ausmacht, und bittet an unserer Tür um Einlass.

Jetzt in der Adventszeit bereiten wir uns auf das Weihnachtsfest und diesen Gott vor, der das Licht der Welt ist und mit seinem Licht Einzug finden möchte in unsere Herzen und Häuser. Lassen wir uns auf diesen Gott ein, der uns und unsere Finsternis ernst nimmt. Folgen wir dem Licht, das Jesus heißt. Werden wir für andere Menschen zum Licht. Öffnen wir Türen. Türen zu uns selbst. Türen zu anderen. Türen zu Gott.

Von Anne-Kathrin Becker, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Borgholzhausen