Andacht vom 08. September 2013

08. September 2013, 15. Sonntag nach Trinitatis

„Magengeschwüre bekommt man nicht von dem, was man isst, man bekommt sie von dem, wovon man aufgefressen wird“, so habe ich es neulich gelesen. Ein Spruch zum Nachdenken. Wir machen uns viele Gedanken über das, was wir essen: Ist es gesund, vitaminreich, frei von Konservierungsstoffen, biologisch angebaut, fair gehandelt...? Aber denken wir auch über das nach, was uns auffrisst?

Nun sind die Schulferien vorbei. Die Schule und somit der „normale“ Alltag hat viele Familien wieder. Da scheint so mancher Urlaub schnell ganz weit weg. Und ganz nah vielleicht die bekannten Bauchschmerzen: der ewige Stress im Betrieb, der unversöhnte Konflikt in der Firma, die schwierige Familienkonstellation, nicht geheilte Wunden, tiefe Unzufriedenheiten...

Da kommt der Wochenspruch an diesem Wochenende genau richtig. Der Apostel Petrus ermutigt in seinem Brief die Christen damals: „All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ (1. Petrusbrief 5, 7)

Hier ist nicht in erster Linie das sinnvolle „Vor-Sorgen“ gemeint. Es ist wichtig und berechtigt, zu planen, was für die Zukunft nötig ist, und dem entsprechen zu handeln. Sondern „Sorgen“ meint hier vor allem das auffressende „Zer-Sorgen“. Es sind die Sorgen gemeint, die uns bedrücken und belasten, gerade auch nachdem wir getan haben, was nötig war. Wir haben für die Klassenarbeit gelernt und machen uns Sorgen, wie wir bestehen werden. Wir haben für die Kinder alles uns Mögliche getan und sorgen uns um ihre Zukunft. Wir haben das Meeting für morgen geplant und liegen nachts voller Angst wach. Dazu kommen die offenen Konflikte und tiefen Ängste unseres Lebens: Was wird aus unserer Ehe? Werden wir unseren Lebensstandard halten können? Wird mich Leid treffen?

Martin Luther hat einmal gesagt: „Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über dein Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.“ Dass solche Gedanken kommen, können wir nicht beeinflussen. Aber unseren Umgang damit. Wir können auf dem Sofa sitzen und ins Leere starrend den Sorgen erlauben uns aufzufressen. Oder wir können sie verscheuchen. Wie? Petrus sagt, indem wir sie auf Jesus werfen. Er, der lebendige Sohn Gottes, hat versprochen sie zu tragen. Jesus will unsere Sorgen teilen und für uns sorgen. Er ist nur ein Gebet entfernt. Z.B.: „Ach, Herr, du siehst, wie sehr ich mich sorge. Du kennst den Grund. Aber ich will die Sorge jetzt auf dich werfen! Denn du sorgst für mich! Das will ich glauben. Amen.“

von Nicolai Hamilton, Pfarrer in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Halle