Andacht vom 15. September 2013

15. September 2013 - 16. Sonntag nach Trinitatis

Partnerschaftssonntag

„Die Äpfel aus dem Rio Negro, die Apfelsinen und andere Zitrusfrüchte aus Tucumán, die dampfende Tasse Tee am Morgen aus Misiones – Produkte des internationalen Handels etwa aus Argentinien auf unseren Tischen. Dies sind Produkte, die für die Produzenten und Produzentinnen in den entsprechenden Ländern des Südens entweder das Überleben ihrer Familien sichern oder zu Hunger und Verschuldung führen – je nach Weltmarktpreis und ob fair gehandelt oder nicht.“

So erleben wir Globalisierung an diesen alltäglichen Vollzügen. Aber auch in der modernen Kommunikationstechnik: Zu allen Zeiten sind wir nahezu überall auf der Welt erreichbar und stehen mit allen in Kontakt und ein dichtes Kommunikationsnetz überspannt unseren Globus.

Mit Globalisierung verbinden sich, so gesehen, unterschiedliche Aspekte. Zahlreiche Hoffnungen, aber auch Ängste. Auffällig ist: Wer Einfluss auf das globale Geschehen hat, spricht typischerweise positiv bis enthusiastisch über die Globalisierung. Wer sich machtlos und ausgeliefert fühlt, und das ist wohl die Mehrheit, bei dem überwiegen eher die Ängste. In eben dieser Weise hören wir aus unserem Partnerkirchenkreis Misiones und aus der Hauptstadt Argentiniens, Buenos Aires, welche katastrophalen Folgen mit der Globalisierung einhergehen.

Dass Christen schon immer an der Not anderer in der „Oikumene“ Anteil nahmen und sich nicht von den Sorgen der Christen in anderen Ländern lossagten, belegen nicht nur die Kollektenbriefe im 1. Korintherbrief des Paulus. Heute nehmen wir Anteil an der Situation unserer Partner in Buenos Aires und im Nordosten Argentiniens durch Besuche, durch regelmäßig gefeierte Partnerschaftsgottesdienste, sowie durch unser Gebet füreinander.

Am morgigen Sonntag feiern wir diesen Partnerschaftsgottesdienst in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Halles und dem Distrikt Misiones. Er bringt uns die Sorgen und Nöte unseres Partnerkirchenkreises näher. Unsere Sorgen und Fragestellungen finden in den Gottesdiensten dort Gehör. So gesehen geschieht hier ein gegenseitiger Lastenausgleich. In der Klage, wie in dem gemeinsamen Gotteslob verbindet sich unser Leben hier mit dem der Menschen dort in Misiones. Für uns Christen ist das Globalisierung im grundsätzlichen Sinn.

Was kein Wirtschaftsunternehmen zu leisten vermag und was alle Vernunft übersteigt, ist das gemeinsame Gotteslob im Gottesdienst. Dadurch wissen wir uns mit den Menschen in anderen Erdteilen und in besonderer Weise mit Gott verbunden.


von Walter Hempelmann, Pfarrer in Halle und Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle