Andacht vom 20. Oktober 2013

20. Oktober 2013 - 21. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jugendliche suchen sich für ihre Konfirmation gerne den Wochenspruch aus, der für die neue Woche vorgeschlagen ist: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12, 21) Ich staune über die Heranwachsenden, die sich dieses Wort zum Leitsatz machen. Denn wer so einen Spruch auswählt, der zeigt, dass er sich nicht mit der vorfindlichen Situation zufrieden geben will. Er hat vielmehr einen klaren Blick für die manchmal erbarmungslose Welt und ist sich der Gefahren des Lebens bewusst.

Ich bin beeindruckt von dem Willen, sich mit dieser Situation nicht zufrieden zu geben. Denn der Wochenspruch fordert dazu auf, die Dinge nicht so zu belassen, wie sie sind. Wachsam zu sein gegenüber seinem Lebensumfeld, bereit zu sein sich zu engagieren, Zeichen zu setzen und die Regeln zu ändern – all das hat der Apostel Paulus, der diese Worte verfasst hat, im Blick. Hier wird nicht über die Schlechtigkeit der Menschen geklagt, sondern es wird versucht, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Wer sich also den Spruch des Paulus zu einem Leitsatz für sein Leben macht, der hat ein Gespür für die Botschaft des Reiches Gottes und den Widerspruch, den das auslösen kann. Der weiß, dass die Realität der Welt nicht alles sein muss. Die Alltagsregeln sollen vielmehr durchbrochen werden, damit die Zeichen von Gottes neuer Welt sichtbar werden können.

Das hat Jesus vorgemacht. Er hat mit Zöllnern und Sündern gemeinsam gegessen. Mit Menschen, die im Kampf um ihr Lebensrecht verletzt wurden. Menschen, die sozial ausgegrenzt waren. Mit ihnen hat Jesus Brot und Wein geteilt. Damit hat Jesus ein Zeichen gesetzt. Er hat sich nicht mit dem Recht des Stärkeren zufrieden gegeben und sich nicht mit dem Erbarmungslosen angefreundet.

Auch für uns ergeben sich daraus Anregungen, die den Alltag neu bestimmen können: Nicht der äußere Schein entscheidet, nicht Leistungen und Taten, sondern vor Gott sind alle Menschen gleich. Nicht das Recht des Stärkeren zu unterstützen, sondern den Sinn für das Miteinander zu stärken, bei dem auch der Schwache seinen Platz hat. Konflikte nicht mit Gewalt zu lösen, sondern wohlwollend und freundlich zu handeln. Lassen Sie sich den Wochenspruch zur Anregung werden, selber Zeichen zu setzen und das Böse mit Gutem zu überwinden.
Ihr Pastor Christhard Greiling

Christhard Greiling in Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Steinhagen.