Andacht vom 21. April 2013

21. April 2013 - Jubilate

„Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!“ Mit diesen Worten beginnt der 66. Psalm, der als Gottesdienst-Lesung für den Sonntag „Jubilate“ vorgesehen ist. Ganz im Zeichen des Jubels steht dieser dritte Sonntag nach dem Osterfest. Die Macht des Todes ist mit der Aufstehung Jesu Christi gebrochen, die Zukunft jedes Einzelnen und der Schöpfung als ganzer ist das Leben in der ewigen, alle und alles umfassenden Liebe Gottes.

Nicht immer kommen den Psalmbetern die Lobworte so leicht und freudig über die Lippen wie in diesem 66. Psalm. In Psalm 103 etwa klingt das ganz anders. Hier muss sich der Beter gleichsam selbst auffordern, in den Lobpreis Gottes einzustimmen: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Während die Klage und der Schrei des Entsetzens ganz unmittelbar aus uns herausdringen, fallen Lob und Dank für die täglich erfahrene Güte Gottes viel schwerer. Erfahrungen von Leid und Not, Bilder des Schreckens aus persönlichem Erleben oder den Medien prägen sich schnell in unser Bewusstsein ein. Das Gute, Erfreuliche, Schöne hingegen will offenbar erinnert werden: „…und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat…“

Der Psalm für den Sonntag „Jubilate“ will uns ermuntern, in den Lobpreis auf die Schönheit der Schöpfung Gottes und in den Dank für Erfahrungen des Glücks und der Bewahrung mit einzustimmen. Der Beter selbst lehrt uns, wie das gehen kann. Er blendet die vielfältigen Erfahrungen von Leid und Todesgefahr nicht aus („du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten“, V. 12), ruft aber gegen diese Erfahrungen die Erinnerung an Bewahrung und Hilfe durch Gott wach („Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt“, V. 12).

Wer den 66. Psalm als ganzen liest, wird mit dem Beter hineingenommen in eine Bewegung, die aus der Erinnerung an Gottes Güte und Barmherzigkeit Kraft schöpft für Krisen, die neu vor uns liegen werden. Mit dieser Dynamik wird der Psalm für den Sonntag „Jubilate“ zu einem hilfreichen Text für jeden Menschen, der nach Sprache sucht, um in das Lob des Schöpfers mit einzustimmen.

Thilo Holzmüller ist Pfarrer und Schulreferent für die Kirchenkreise Gütersloh und Halle.