Andacht vom 24. November 2013

24. November 2013 - Ewigkeitssonntag/Totensonntag

„Er hat das Zeitliche gesegnet“, so hören wir es manchmal, wenn ein Mensch gestorben ist. Eine seltsame Formulierung. Wo kommt sie her? Im Alten Testament wird uns erzählt, wie Jakob vor seinem Tod seine Söhne zu sich kommen lässt und jedem einen Segen gibt. Ein Wunsch, vom Vater ausgesprochen und mit Gott verbunden – der hat Kraft und der gibt Kraft. Einer verlässt das Zeitliche und gibt denen, die zurückbleiben, den Segen. 

„Das Zeitliche segnen.“ Darin klingt auch unausgesprochen das Ewige. Das Zeitliche und das Ewige. Das Vergängliche und das Unvergängliche.

Beides wird deutlich in den Namen, die der morgige Sonntag trägt: Totensonntag und Ewigkeitssonntag. Der Totensonntag, er erinnert uns an das Zeitliche, an unser vergängliches Leben. Wir denken an die Menschen, die von uns gegangen sind. Wir trauern um sie. Und uns wird bewusst, dass auch wir einmal sterben müssen. Wie es im 90. Psalm heißt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden.“

Und der morgige Sonntag trägt den Namen: Ewigkeitssonntag. Er ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr und wendet den Blick auf Gottes Herrlichkeit, auf die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Bevor dann am 1. Advent das neue Kirchenjahr beginnt mit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, an dem wir die Geburt Jesu feiern, der den Tod besiegt und denen, die an ihn glauben, ewiges Leben schenkt.

Totensonntag und Ewigkeitssonntag – das Zeitliche und das Ewige. Beides tut dem Leben gut. Ich stelle mir vor: Wir leben im Zeitlichen mit allen Freuden und Herausforderungen, mit allem Glück, aber auch mit manchem schwer zu ertragenden Leid. Und wir haben Kontakt zu dem Ewigen, zu Gott, der uns Kraft und Mut und seinen Segen gibt zu all unserem Tun und Lassen. Wir empfangen seinen Segen im stillen und unauffälligen Handeln Gottes, in Gesundheit und Freude, Tag und Nacht, Gottesdienst und Liedern, Liebe und Geborgenheit, Herausforderung und Veränderung. Und wir geben seinen Segen weiter an die Menschen, mit denen wir zusammen sind. Wir lassen sie spüren, dass sie uns wichtig sind, dass wir hinter ihnen stehen, dass sie „unseren Segen haben“. Wir entdecken jetzt schon, was sie uns bedeuten und sagen es – nicht erst, wenn sie gestorben sind.

Den Segen des Ewigen empfangen und dem Zeitlichen den Segen geben – dann können auch wir mal getrost das Zeitliche segnen.

von Friedrich-Karl Völkner, er lebt als Pfarrer i.R. in Halle.