Andacht vom 29. Dezember 2013

29. Dezember 2013, 1. Sonntag nach Weihnachten

Beschenkt werden

Sind Sie mit Ihren Geschenken zufrieden? Haben sich Ihre Lieben über Ihre Geschenke gefreut?

Und – Hand aufs Herz: Haben Sie in den vergangenen Tagen ein komisches Gefühl gehabt, weil jemand Ihnen etwas geschenkt hat, Sie denjenigen auf Ihrer Liste der zu Beschenkenden aber gar nicht bedacht hatten? Da fühlen wir uns schnell unwohl. Denn das verbietet uns unser Anstand, dass wir mit leeren Händen dastehen, wie peinlich!

Zu meinem letzten Geburtstag hatte ich in der Einladung ausdrücklich darum gebeten, dass niemand ein Geschenk mitbringen möge. Ich wollte an dem Tag einfach nur etwas Zeit verbringen mit den Menschen, die mich gut durch mein vergangenes Lebensjahr begleitet hatten. Was glauben Sie, wie viele meiner Gäste es geschafft haben, wirklich nichts mitzubringen? Eine; nur eine kam in der Tat mit leeren Händen. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht über die Geschenke gefreut habe, aber ich frage mich schon: Warum fällt es uns so schwer, auf Geschenke, Mitbringsel oder ähnliches zu verzichten? Warum können wir uns nicht beschenken lassen ohne das Gefühl, wir müssten ebenfalls ein Geschenk haben?
Warum fällt uns das so schwer, mit leeren Händen zu kommen? Wahrscheinlich ist das ein Ergebnis unserer Erziehung: „Das gehört sich so, etwas mitzubringen“, lernen wir von klein auf.

Dabei hat uns gerade die Weihnachtsbotschaft etwas anderes zu sagen: Gott schenkt uns Menschen zu Weihnachten das Wertvollste und Wichtigste, das er hat, seinen Sohn. Gott beschenkt uns zur Weihnacht. Das ist das Entscheidende. Unsere Geschenke für andere können höchstens ein Ausdruck der Freude über das Geschenk Gottes an uns sein. Dieses Geschenk Gottes ist immer noch für uns da, wenn unsere Weihnachtsgeschenke längst nicht mehr interessant und relevant sind. Gottes Geschenk an uns bleibt, und es ist gewollt, dass wir mit leeren Händen zu ihm kommen. Wie es in einem neueren Kirchenlied heißt: „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr.“

von Susanne Absolon, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Versmold, Oeterweg und Hesselteich.