Andacht vom 09. März 2014

09. März 2014, Invokavit

„Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komm nur viel zu selten dazu.“Stress, Unzufriedenheit, Müdigkeit, das Gefühl innerlich leer zu sein, – immer mehr Menschen begegnen mir, denen es so ergeht. Seit Aschermittwoch hat in den christlichen Kirchen die Passions- und Fastenzeit begonnen. Die 40-tägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest ist schon seit alter Zeit Phase der Besinnung und inneren Einkehr.

Und immer mehr Menschen beteiligen sich sehr ernsthaft am Fasten aus ganz verschiedenen Gründen. Fast kann man von einem neuen Trend sprechen, der das Fasten neu entdeckt. Der ökumenische Verein „Andere Zeit“ veranstaltet seit 2003 eine Fastenaktion unter dem Motto „7 Wochen anders leben“: Der Verein begleitet alle, die von Aschermittwoch bis Ostern fasten möchten, mit wöchentlichen, persönlich gestalteten Briefen: Tipps helfen beim Durchhalten, Stimmen von anderen Fastenden laden zum Dialog, Gedichte zum Träumen ein. Cartoons von Thomas Plassmann erinnern daran, dass auch in der Fastenzeit gelacht werden darf. Die Aktion „7 Wochen anders leben“ startete 2003 mit 6000 Teilnehmenden. Im vergangenen Jahr haben rund 21.500 Menschen mitgemacht. Sie steht unter dem Motto: Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ödön von Horvath).

Die sieben Wochen vor Ostern können eine Zeit sein, in der wir unserer Seele Zeit geben: Zeit für Innerlichkeit, Zeit für das was uns Menschen in der Tiefe ausmacht. Menschen, die sich schon einmal bewusst für das Fasten entschieden haben, erzählen noch lange später davon, wie sehr diese Fastenzeit für sie eine Chance zur Neuorientierung war und dass sie einmal ablegen konnten, was sie sonst hemmt und festhält in den „Mühlen des Alltags“.

Egal auf was verzichtet wird – ob Süßigkeiten, Fleisch, Alkohol oder auf das Smartphone – die meisten Menschen, die sich zum Fasten entschließen, entdecken die Kraft ihrer Seele neu.Meistens ist es die Seele, die müde wird, weil sie erschöpft, und vielleicht einfach vernachlässigt ist. Sorgen wir also wieder neu um unsere Seele, ihre Kraft und Kreativität.

von Kirsten Schumann, Pfarrerin in Steinhagen