Andacht vom 19. Juli 2015

 

Wort zum 7. Sonntag nach Trinitatis, 19. Juli 2015

Brot ist mehr als Brot

Laut Studie der Universität Stuttgart wirft jeder Bundesbürger durchschnittlich 81,6 kg Lebensmittel pro Jahr in den Müll. Das sind jährlich knapp elf Millionen Tonnen Nahrungsmittel, die als Abfall entsorgt werden. Gründe dafür gibt es genug. Ich werfe Lebensmittel weg, weil sie schimmelig geworden sind, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, weil es mir nicht mehr schmeckt. Warum auch immer.

Die Gedankenlosigkeit stellt sich schon beim Einkauf ein. Oft kaufe ich mehr ein, als ich benötige. Das gilt auch für das Brot, das ich kaufe. Wie oft bleibt davon übrig, wird alt und hart und wandert in die Tonne? Am heutigen Sonntag werden wir an eine ganz andere „Brotgeschichte“ erinnert. Eine Geschichte, die nicht vom Überfluss erzählt, sondern vom Mangel an Brot. Eine Geschichte, die nicht von der Gedankenlosigkeit im Umgang mit Lebensmitteln berichtet, sondern von der gezielten Einteilung, damit alle satt werden können.

Fünf Brote und zwei Fische hatten die Jünger Jesu damals zur Verfügung, um die 5.000 Männer (Frauen und Kinder sind in dieser Zahl nicht eingerechnet) satt zu bekommen, die Jesus gefolgt waren und seine Worte vom Reich Gottes hören wollten. Und das Wunder geschieht. Nach der Erzählung im Johannesevangelium 6, 1-15 werden alle satt. Die „Brocken“ werden eingesammelt und es bleiben zwölf Körbe mit Brotresten übrig.

Worum geht es? Natürlich ist diese Geschichte auch eine „Sattmachgeschichte“, die zeigt, wenn wir mit den Lebensmitteln, die uns zur Verfügung stehen, sorgsam umgehen, sie achten und bewusster einkaufen, dann kann eine gerechtere Verteilung in der Welt gelingen. Unsere Geschichte ist aber auch eine „Mutmachgeschichte“, die uns die Nähe Gottes begreifen lässt. Denn es geht auch um das „Brot des Lebens“, um das wahre Brot, das der Mensch braucht. Im Vertrauen auf Jesus Christus habe ich Anteil an seinem „Lebensbrot“. Auch „Brot und Wein“ im Abendmahl bedeuten, dass der Himmel die Erde berührt.

Vielleicht haben Sie an diesem Sonntag Gelegenheit in einem Abendmahlsgottesdienst diese Nähe Gottes zu schmecken. In unserer Welt sind wir weiter auf dieses „Brot des Lebens“ angewiesen, denn noch ist vom „Reich Gottes“ nicht so viel zu sehen, wo Menschen sich einander übervorteilen und selbst ständig in den Vordergrund stellen. Umso wichtiger, dass wir immer wieder selbst Zeugnis davon ablegen: Das Brot des Lebens ist ein gutes Lebensmittel.

von Birgit Gillmann, Pfarrerin in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bockhorst