Andacht vom 04. Dezember 2016

Wort zum 2. Advent, 4. Dezember 2016

Ab und zu muss ich mir einen Überblick über meine Zeit verschaffen. Vielleicht machen Sie das auch. Und was eignet sich dazu besser, als den Terminkalender durchzugehen!? Also schaue ich, was im Dezember so alles auf mich zukommt. Ich stelle fest, dass die Kalenderseiten deutlich gefüllter sind, als in den anderen Monaten: Ein Termin jagt den anderen und die schmale Spalte am Rand, über der „to do“ steht, ist auch gut gefüllt.

Auf einiges von dem, was ich da lese, freue ich mich. Von anderem weiß ich jetzt schon, dass ich keine Freude daran haben werde: Es wird mich langweilen oder sogar nerven. Kein Wunder – es ist Advent. Und irgendwie lasse ich mich mal wieder treiben und hetzen – wie jedes Jahr. Ich bin nicht mehr Herrin meiner Zeit – das wird mir nun klar. Was hindert  mich eigentlich daran, mir mehr Freiräume zu schaffen? Mehr von dem zu tun, was mir wirklich wichtig ist? Pflichtgefühl? Niemandem vor den Kopf stoßen wollen?

Vielleicht geht es Ihnen ja so ähnlich: Gerade im Advent gibt es viel zu tun und noch mehr, das man endlich mal machen wollte: Mehr Zeit für andere, mehr Zeit für sich zu haben. Und schließlich ist dann schon wieder Silvester, ohne dass wir es wirklich bemerkt haben.

Dabei ist die Adventszeit früher einmal eine Zeit der Ruhe und des „In-sich-Gehens“ gewesen. Eine Fastenzeit, in der es von allem weniger, anstatt mehr gab. Eine Zeit der Vorbereitung und des Wartens in der Stille. Keine Zeit des Trubels, der Hetze, der Geschenkejagt und der „to do“-Listen.

Ich beginne, mir das schön vorzustellen, sich einmal ganz anders auf Weihnachten vorzubereiten. Mit Verzicht. Mit Stille. Mit der Frage, was es eigentlich bedeutet, dass Weihnachten wird. Für die Welt. Für mich selbst.

Was es bedeutet, dass Gott Mensch wird, einer von uns. In die Stille gehen. Auf das hören, was ganz leise ist; was tief in uns ist. Warten auf Gott. Und darauf vertrauen, dass Gott auch dort ist – in der Stille.

Ich nehme wieder meinen Terminkalender raus und fange an zu streichen: Alles, was ich nicht will und was nicht unbedingt sein muss, fliegt raus.

von Katharina Blöbaum, Vikarin der evangelischen Kirchengemeinde Versmold