Andacht vom 10. Januar 2016

Wort zum 1. Sonntag nach Epiphanias, 1. Januar 2016

Was treibt dich? So fragte mich mein Supervisor in einer Sitzung. Wieder einmal ging es um zu viele Termine, und wie man bei so viel Zuwendung anderen gegenüber noch selbst geistliche Tiefe erfahren kann.

Was mich treibt, ist wohl häufig schlichtweg der Terminkalender, den ich mir wie eine Erdkugel vorstelle, in der die Tage und Wochen auf mich zurollen. Zum Jahresanfang sehe ich vieles gleichzeitig: Gottesdienste, Predigten, Reden, Bibelarbeiten, Hausbesuche, Konfirmandenunterricht, Familienfeste, private Pflichten und die Menschen, die mir darin begegnen werden.

Das Jahr hat gerade erst begonnen und ich fühle mich schon in Zeitnot. Getrieben von äußeren Pflichten, im Stress, alle Erwartungen erfüllen zu wollen.

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Römer 8, 14), höre ich den Apostel Paulus im Bibelwort, das diese Woche begleitet. Darin steckt ein Angebot: Du darfst Kind Gottes sein. Hinter dir, über dir ist noch eine andere Instanz, die Gutes mit dir vorhat, mit deinen Aufgaben, mit dem, wie die Welt sich dreht. Schau nicht nur auf deine Fähigkeiten, alles zu steuern, was du so geplant hast. Lass dich treiben vom Geist Gottes. Lass das Ruder los, damit es sich in die Richtung bewegt, die Gott für dich geplant hat.

Mit diesem Angebot möchte ich ins neue Jahr gehen: Du darfst dich treiben lassen vom Geist Gottes. Du musst nicht verkrampfen auf der Suche nach immer besseren, originelleren Ideen für die Arbeit. Du darfst entdecken, wohin Er dich führt, wem du begegnen sollst. Nun bin ich neugierig und freudig gespannt, wie dieses Jahr wohl werden wird.

Wenn ich jetzt auf diese Erdkugel schaue, die mir mit dem neuen Jahr entgegen rollt, bin ich immer noch dieselbe Person. Sind die Ereignisse der Welt immer noch da, teilweise bedrohlich, beängstigend. Sind die Termine nicht weniger. Aber ich habe jetzt eine Ahnung davon, dass jemand es gut mit mir, mit uns meint. Auf den darf ich mich verlassen. Von dem darf ich mich treiben lassen.

von Elisabeth Hübler-Umemoto, Pfarrerin in Versmold-Peckeloh