Andacht vom 27. März 2016

 

Wort zum Sonntag Ostersonntag, 27. März 2016

Im Mittelalter war es üblich, dass man die Herrschaft des Todes in Form eines Totentanzes darstellte. So auch an der Friedhofsmauer der Predigerkirche in Basel. Dieser so genannte Basler Totentanz ist darum auch in die Geschichte eingegangen.

Der personifizierte Tod tanzt – mit einer Trillerpfeife ausgestattet – den Menschen vorweg und ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich darein zu fügen. Sinnbildlich wird damit die Herrschaft des Todes über uns Menschen symbolisiert und mahnend daran erinnert, wie schnell der Tod uns Menschen begegnen kann.

Im individuellen Bereich begegnet uns diese Erfahrung nur zu genüge. Der Tod tritt in unser Leben, und wir fühlen uns ohnmächtig und hilflos.

Auch das andere erleben wir: Die Herrschaft des Todes, der wir uns ausgeliefert fühlen. Und davon ist auch unsere derzeitige Weltgeschichte voll. Dazu zählen nicht nur die Anschläge in Paris und Ankara sowie ganz aktuell am Dienstag in Brüssel. Dass der Tod seine Herrschaft ausübt, zeigt sich in jedem zwischenmenschlichen Verstummen, in dem Erkalten der Beziehungen und in dem Scheitern der Verständigungen, ob nun zwischen Menschen oder ganzen Völkern.

Nun könnten wir uns mit diesem Gemälde und dem dahinterliegenden Verständnis zufrieden geben und alles beim Alten lassen. Soweit – so schlecht.

Wenn dieses Gemälde allerdings im Licht von Ostern gemalt und umgestaltet wird, dann sollte es um eine weitere Person ergänzt werden: Es ist die Person des Gottes, der sich hineinmischt in den Totentanz und in die Herrschaft des Todes über uns Menschen und aus eben diesem Tanz ausbricht. Gott tanzt aus der Reihe, indem er diese Kausalkette des Todes unterbricht.

Das meint Ostern: Gott mischt sich hinein in diese Kette und unterbricht das Geschehen. Die Ostergeschichten erzählen von dem Wunder, dass dieser Tanz nach der Pfeife des Todes unterbrochen wird. Sie erzählen von Jesus, dem das als Erstem geschah und von den Menschen in seiner Nähe.
Aus der Verzweiflung wird Hoffnung; aus dem Schweigen wird das Bekennen; aus der Resignation der Einsatz für Gerechtigkeit.

Gott im Totentanz – das gibt dem Leben eine andere Richtung. Da, wo der Tod unser Leben lähmt, bricht etwas Neues an. Wir werden uns mutig gegen diese Herrschaft – um Gottes willen – zu stellen und in unseren Lebensbezügen dafür zu kämpfen, dass Menschen eine neue Hoffnung für ihr Leben gewinnen. Nicht nur an der mazedonisch-griechischen Grenze in Idomeni!

In der orthodoxen Kirche trägt man die in der Osternacht angezündeten Kerzen brennend nach Hause. Der Osterglaube bleibt nicht sprachlos, sondern nimmt Gestalt an, indem wir mit ihm in den Alltag hineingehen. Ein schöner Brauch, ein schönes Zeichen, das sich nachzuahmen lohnt.

In diesem Sinne wünsche ich ein gesegnetes Osterfest.

Ihr Walter Hempelmann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle