Andacht vom 12. November 2017

Wort zum Sonntag, 12. November 2017

Schöpfung?!
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“ Im ersten Moment hören die Kinder aufmerksam zu. Aber schnell entspannt sich ihr Gesicht und sie bekommen diesen abwesend leeren Blick. „Wieder so eine alte Geschichte, die sowieso niemand mehr glauben kann!“ Im Vergleich zu Urknall und Evolution erscheint ihnen die Schöpfungsgeschichte wie ein frommes Märchen. Was tun? Der Schriftsteller Arthur Schnitzler schrieb zur Zeit von Charles Darwin eine klare Ansage in sein Tagebuch: „Sagt denen, die kommen, die Wahrheit – erzählt ihnen keine Lügen als Factum, versucht nicht, ihnen Märchen als Wirklichkeit darzustellen. Sagt: hier findet ihr ein poetisches Bild.“
Genau das versuche ich mit meinen Konfirmanden. Als erstes sollen sie überlegen, was die Wissenschaft heute sagt. Wie entstand die Welt? Was wissen wir über die Bewegung der Kontinente? Wie entwickelte sich das Leben? Dann nehmen wir uns den ersten Schöpfungsbericht der Bibel vor. Mit der Frage: Was hat die Wissenschaft vor 2.500 Jahren gesagt? Denn das gibt es im Alten Testament zu entdecken: das Naturwissen einer untergegangenen Welt. Ist ja auch nicht ganz unspannend.
Als nächstes bespreche ich mit den Kindern das, worauf alles ankommt: Die Schöpfungsgeschichte ist wie ein Gleichnis. Gleichnisse wollen auf einen ganz bestimmten Punkt hinaus. Bei der Schöpfungsgeschichte ist dieser Punkt: In der Welt regiert nicht der blinde Zufall. Sondern ein liebevoller Gott. Der ist jedoch unsichtbar. Genau wie die Naturgesetze.
Das leuchtet den Kindern ein. Aber wie soll man beschreiben, dass Gott die Welt gestaltet? Die Menschen der Bibel haben ihren Glauben mit ihren damaligen Vorstellungen ausgedrückt. Wir dürfen es genau so machen – mit unserem heutigen Wissen. Deshalb schreiben die Konfi-Kinder ihre eigene Schöpfungsgeschichte: „Mit der Evolution schuf Gott erst die Pflanzen. Danach schuf er die Meereswesen durch Stoffe des Wassers. Danach die geflügelten Tiere. Die Tiere entwickelten sich weiter und Gott behütete sie…“


Dr. Sven Keppler ist Pfarrer der Ev. - Luth. Kirchengemeinde Versmold