Andacht vom 15. Januar 2017

Andacht zum 3.Advent, 11. Dezember 2016

Zwei Frauen begegnen sich auf der Straße am Ende des vergangenen Jahres. Die eine Frau hat ein heiteres Lächeln aufgelegt, das in ihrem Gesicht wie eingemeißelt scheint. Die zweite Frau schaut skeptisch und fragt: „Warum guckst du so optimistisch. Was glaubst du, was dir das Jahr 2017 bringen wird?“ „Blumen“, antwortet die erste Frau. „Wieso glaubst du, was dir das Jahr 2017 Blumen bringen wird“, erwidert die zweite Frau. „Weil ich Blumen pflanze“, antwortet die erste Frau kurz und deutlich.

Das Jahr 2017 ist noch am Beginn, aber scheinbar für viele schon wieder so alt. Klar, Alltagsgewohnheiten haben wir vom alten ins neue Jahr gerettet, auch die, die man eigentlich abstellen wollte. Die immer wieder gut gemeinten guten Vorsätze haben sich doch nicht bewahrheitet. Die meisten waren ohnehin unrealistisch, weil der Versuch, sein Leben – wenn auch nur punktuell – von Null auf Hundert zu ändern, unrealistisch ist und dem bewährten Alltagstrott, der uns nach den Feiertagen schnell eingeholt hat, zum Opfer gefallen ist.

Die Schreckensnachrichten des vergangenen Jahres, die die Adventszeit bestimmt hatten, haben wir nahtlos ins neue Jahr mitgenommen. Krieg in Aleppo, Terroranschlag in Berlin im alten Jahr, und der Jahreswechsel beginnt mit einem Anschlag in Istanbul. Alles wie gehabt. Eigentlich zum Haare ausraufen oder zumindest zum Kopfhängenlassen. Was glauben wir, was uns das Jahr 2017 bringen wird?

Nun, Hellseher bin ich, Gott sei Dank, nicht. Aber in einem Punkt bin ich mir sehr sicher: Wem das Jahr Blumen bringen soll, der muss Blumen pflanzen. Noch befinden wir uns in der Weihnachtszeit. Die Weihnachtsbotschaft haben wir vor gerade drei Wochen neu gehört. Die alte und immer wieder neue Botschaft von dem Frieden, der von Gott kommt, und mit Jesus Christus die Welt erreicht hat. Gottes Friedensbotschaft ist wieder einmal in eine friedlose Welt gekommen, aber daher umso wichtiger. Gott verkündet seinen Frieden wie eine himmlische Trotzreaktion in den Terror und die Gewaltakte, die uns Angst machen. Gott pflanzt seine Blumen in dieser Welt und hat auch uns zum vergangenen Weihnachtsfest mitgeteilt, dass er uns zutraut, Blumen zu pflanzen. Jeder und jede an seinem/ihrem Ort. Jede und jeder für sich und die Menschen, die uns umgeben.

Gerade in diesem Lutherjahr, in dem wir das 500jährige Reformationsjubiläum begehen, denke ich gerne an den nachdenklichen Beschluss Martin Luthers, heute noch ein Apfelbäumchen zu pflanzen, wenn er wüsste, dass morgen die Welt untergehen würde.

Pflanzen wir Blumen. Blumen, die uns und den Menschen in unserer Mitte Frieden bringen. Pflanzen wir Blumen der Liebe, die jeden Beton und Terror durchbrechen. Wo Menschen Gewalt und Tod säen, wollen wir mit Gott säen und Frieden ernten.

Was glauben wir, was uns das Jahr 2017 bringen wird? Ich wünsche Ihnen und auch mir selbst, dass uns das Jahr 2017 mit Blumen überschütten wird. Nur – immer dran denken – WIR müssen die Blumen pflanzen.

 von Rüdiger Schwulst, Pfarrer für Religionsunterricht an den Schulen des CJD in Versmold