Andacht vom 16. April 2017

 

Wort zum Ostersonntag, 16. April 2017

Der deutsche Schlager lebt. Spätestens seit Helene Fischers Hit „Atemlos“ ist er wieder da. So sehr wieder da, dass er vor wenigen Tagen erst aufwendig parodiert worden ist. Der Moderator Jan Böhmermann hat mit seinem Song „Menschen, Leben, Tanzen, Welt“ die Schlagerindustrie sehr gewitzt auf die Schippe genommen. Der deutsche Schlager lebt. Und nicht nur er. Der Vollbart hat ebenso eine Renaissance erlebt wie das Gärtnern. Trends lösen einander ab. Was gestern keinen interessierte, begeistert morgen die Massen. Wir kennen das: Früher oder später kommt alles wieder. Manche Menschen versuchen, daraus Hoffnung zu schöpfen. Etwa angesichts der Frage, die vielen Christ(inn)en Sorge macht: Wird der christliche Glaube noch eine Rolle spielen bei unse-ren Kindern? Manch einer antwortet dann abgeklärt: Früher oder später kommt alles wieder. Ostern prägt eine Hoffnung, die anders ist. Schon seit dem ersten Ostermorgen: Drei Frauen trauern offen um Jesus von Nazareth. Andere sind fortgelaufen oder halten sich versteckt. Diese drei aber zeigen ihre Trauer und tun, was Trauernde damals tun. Einen letzten Liebesdienst wollen sie ihm erweisen: seinen Körper einbalsamieren. Doch das Grab ist leer und der Leichnam fort. Allein zwei Unbekannte finden sie dort vor; die sagen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“ (Lukas 24,5f). Die drei laufen los, wollen das weitererzählen. Und plötzlich ist wieder Hoffnung in ihren Herzen. Ostern prägt eine Hoffnung, die anders ist als andere Hoffnungen. Sie entspringt nicht abgeklärtem Warten auf Trends. Denn Trends sind häufig Kommerz und die Abgeklärten oft nur gleichgültig. Osterhoffnung entsteht, wo ein Mensch wagt, seine Trauer zu zeigen und zugleich Gott ganz neu, ganz anders, zu sehen. Osterzeit – Zeit zu klagen: Spielt Gott heute gar keine Rolle mehr ...? Zeit zu fragen: Muss ich ihn mir vielleicht ganz anders vorstellen? Und dann irgendwann eine Zeit, neu spüren zu können: Jesus Christus lebt.

von Dr. André Heinrich, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Brockhagen