Andacht vom 19. November 2017

Wort zum vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, 19. November 2017

 

Auch an diesem Volkstrauertag wird wieder an vielen Orten, in Kirchen und an Kriegsdenkmälern an die vergangenen Kriege und deren Opfer erinnert. Immer weniger Menschen nehmen an diesen Gedenkveranstaltungen teil. Der 2. Weltkrieg liegt 72 Jahre zurück, und es scheint, als sei das alles lange vorbei. Aber die täglichen Nachrichten zeigen, dass Kriege, Vertreibung, Flucht, Aufrüstung und Bedrohung an vielen Orten der Welt Wirklichkeit sind. Manchmal fällt es schwer, diese Nachrichten anzusehen und auszuhalten.

Neulich fragte mich jemand: „Haben Sie eigentlich noch Hoffnung, dass so etwas wie Frieden überhaupt möglich ist? Immerhin sprechen Sie in der Kirche doch oft davon…“

Das ist eine gute Frage: Habe ich eigentlich noch Hoffnung? Ich denke an die Geschichte der beiden deutschen Staaten, das weitgehend friedliche Ende der DDR. Ich denke an Menschen, die sich mit ihrer ganzen Kraft, mit all ihren Möglichkeiten und mit ihrem Leben für den Frieden eingesetzt haben. „Nie wieder Krieg.“ – Wie viele Menschen haben das gefordert?

Und doch entwickeln sich Kriege immer wieder, und immer wieder werden ungezählte Menschen getötet. „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“ Das ist eine noch utopische Vorstellung. Der Krieg in Syrien führt uns vor Augen, was heute noch immer passiert. Wir erleben, dass der Einsatz der „Blauhelme“ den Frieden nicht näher bringt. Kriege zu beenden – das ist so schwer.

Gehören Kriege zum Leben der Menschen in der Welt dazu? In der Genesis der Bibel, dem 1. Buch Mose, wird schon ganz am Anfang von Konflikten, Neid und Mord gesprochen. Das Böse hat ganz tiefe Wurzeln. Dass die Menschheit es schafft, ohne Kriege in der Welt zu leben, kann ich mir kaum vorstellen. Aber ich glaube, und ich weiß, wie unbedingt notwendig es ist, dass wir Menschen, jeder und jede von uns, für den Frieden arbeiten, im Kleinen und im Großen, und tun, was nur irgendwie möglich ist.

Dass wir das Böse, den Neid, die Gier, das gefährliche Streben nach Macht und den Krieg überwinden, dazu muss uns ein Anderer helfen: „Erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Dass Gott Gutes mit der Welt und uns Menschen vorhat, dessen bin ich gewiss. Darum beten wir. Und die Hoffnung auf ein gutes Ende, auf den Frieden gibt uns Kraft, schon jetzt und hier alles dafür zu tun.

Petra Isringhausen ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Steinhagen