Andacht vom 21. Mai 2017

Wort zum Sonntag Rogate, 21. Mai 2017

Eine Aqua-Jogging Stunde. Die Leiterin liest eine Karte vor, die Frau A an den Kurs geschrieben hat. Alle wissen: Frau A wurde wegen Krebs operiert. Sie schreibt aus der Kur, dass sie froh und erleichtert ist, dass es ihr wieder besser geht und sie in der Kur Fortschritte macht. Sie freut sich, später wieder am Aqua-Jogging Kurs teilnehmen zu können. Alle freuen sich für Frau A. Jemand sagt: „Da kann man Gott gar nicht genug danken, wenn es so gut ausgeht.“
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet. So dankt ein Mensch in biblischer Zeit im Tempel. Sein Gebet ist im Psalm 66 aufgeschrieben. Aus seinem Gebet kann man schließen, dass er wahrscheinlich unschuldig angeklagt war. Er hatte Gott um Hilfe gebeten und hat die bedrohliche Situation - im schlimmsten Fall ging es um sein Leben - vor Gericht gut überstanden. Er versteht das als Hilfe Gottes, für die er nun erleichtert dankt.
Ich stelle mir vor, dass damals viele Menschen im Tempel dabei waren und diesen Dank gehört haben. Viele haben sicher an eigene positive Erlebnisse gedacht und Gott still gedankt. Wahrscheinlich waren aber auch einige dabei, die selbst andere Erfahrung gemacht haben. Vielleicht haben sie immer wieder z.B. darum gebeten, dass Angehörige, die schwer krank oder behindert waren, geheilt würden. Aber die lebten immer noch als Aussätzige vor der Stadt oder „verdienten“ mit Betteln vor dem Tempel ihren Lebensunterhalt. Hat Gott mein Gebet verworfen oder gar seine Güte von mir gewendet? Warum hilft er nicht? Schwierige Fragen können einem da durch den Kopf gehen.
Mal haben wir Grund zu danken, mal stehen wir vor schwierigen Fragen, auf die wir keine Antwort finden. Manchmal verstehen wir Gott nicht. Aber auch wenn wir es mal nicht spüren und Gott nicht loben können: Er verwirft unser Gebet nicht – er hört es. Und - Er wendet seine Güte nicht von uns.
Dass Sie möglichst oft Grund haben Gott für seine Hilfe uns Güte zu danken wünscht ihnen Ihre

Pfarrerin Heike Kerwin, zuständig für die Gehörlosenseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Halle