Andacht vom 01. April 2018

Wort zum Ostersonntag, 01. April 2018

Osterlachen
Vor einigen Jahren habe ich in Berlin an einem Lachgottesdienst teilgenommen. Am Ostersonntag wurde er in einer Kirche in Steglitz gefeiert. Eine Lachtherapeutin unterstützte die Pfarrerin und brachte die Gemeinde in Stimmung. Die Kirche war voll – welcher Berliner lässt sich schon eine Neuigkeit entgehen, wenn sie auch noch so alt ist. Das Osterlachen ist ein mittelalterlicher Brauch.
Abwartend ließ man zunächst die Animation über sich ergehen: Erst mal kieken, was die Frau Pfarrer sich diesmal ausjedacht hat. Ein paar Mutige machten mit, schließlich hatte das Swingen mit dem Gospelchor vor ein paar Wochen ja ooch nich jeschadet. Man lachte tapfer mit, wurde immer lustiger, und am Ende hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.
Das Osterlachen ist nicht einfach nur ausgelassene Freude. Am besten lacht sich’s auf Kosten von jemand Drittem: Ein Mann kommt in die Hölle. Überall sieht er nur Golfplätze, Cocktailbars, Swimmingpools – und vor allem nur glückliche Menschen. Er wandert umher und sieht eine Wand. Dahinter Höllenfeuer, Seelen, die auf den Scheiterhaufen verbrannt werden, kurz: alle Qualen, die man sich vorstellen kann. Der Mann fragt den Teufel: „Sag mal, hier ist es doch überall so schön, was ist denn mit den Leuten hinter der Mauer?“ Darauf der Teufel: „Ach, das sind die Calvinisten, die wollen es nicht anders!“
Es lässt sich ja ganz gut lachen auf Kosten unserer Geschwister im Glauben. Viel mehr wird jedoch der Teufel veralbert. Seine Hölle ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Und letztlich rückt der Spott dem Tod zu Leibe: Tod, wo ist dein Schrecken, wenn nicht mal mehr die Hölle wirklich ängstigen kann?
Ostern ist der Wendepunkt der Weltgeschichte. Bis zu Jesu Auferstehung war der Tod die machtvollste Tatsache der Welt. Das ist nicht einfach Vergangenheit. Auch wer an Jesus glaubt, kommt um den Tod nicht herum. Aber der Tod hat seine Endgültigkeit verloren. Er ist nun ein Durchgangstor in etwas Neues, Geheimnisvolles. Der Weg dorthin wird leichter mit einem Lächeln.

Dr. Sven Keppler ist Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Versmold