Andacht vom 02. September 2018

Andacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis, 02. September 2018

Erntezeit

Der sonnenreiche Sommer beschert uns trotz Trockenheit und Dürre vielerorts eine reiche Obsternte. Besonders die Apfelbäume biegen sich schon unter der Last ihrer Früchte. Der Apfel ist unser liebstes Obst. Jeder Deutsche isst durchschnittlich rund 40 kg Äpfel im Jahr. Bei uns gibt es 25 gängige Sorten in den Läden, sie heißen z. B. Jonathan, Granny Smith, Boskoop, Cox Orange, Elstar, Gloster.
Ein englisches Sprichwort lautet: “An apple a day keeps the doctor away.” Frei übersetzt: Ein Apfel pro Tag macht den Arzt überflüssig.
Nach Meinung mancher Mediziner halten zwei Äpfel pro Tag den Herzinfarkt auf, da sie Cholesterin abbauen und Vitamin E enthalten. Äpfel sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Das Beste sitzt direkt unter der Schale. Deshalb die Äpfel möglichst nicht schälen, die Schale enthält gegenüber dem Fruchtfleisch ein Vielfaches an Vitamin C.
Es ist wohl sein, wo ein Apfelbaum steht, wo es Äpfel gibt. Der Baum spendet Schatten, hält das Wasser, er verschafft Kühlung. Seine süßen Früchte erfreuen und nähren.
Der Apfel ist ein uraltes Symbol der Erde, ein Symbol für Fruchtbarkeit, Gesundheit, Jugend und Liebe. Um ihn ranken sich unzählige Geschichten und Mythen. Unsere bekannteste Apfelgeschichte ist wohl das Märchen von Schneewittchen und dem vergifteten Apfel der bösen Königin.
Auch in der Bibel wird der Apfel gepriesen. Bei Apfel und Bibel fallen uns unweigerlich Adam und Eva ein. In der Paradiesgeschichte wird die verbotenerweise gepflückte und verzehrte Frucht zum Symbol des Sündenfalls und der Erbsünde. Obwohl in der Bibel nur allgemein von „Frucht“ die Rede ist, hat sich der Gedanke festgesetzt, es sei ein Apfel gewesen, den Adam und Eva gegessen haben.
Eine mögliche Erklärung ist, dass der lateinische Name für „Apfel“ – „malus“ bedeutet  leichzeitig schlecht und böse und auch Fehler, Übel, Leid, Schaden, Verderben. Dann muss es doch bei Adam und Eva ein Apfel gewesen sein, mögen die Menschen gedacht haben, weil durch ihn all das Schlechte und Böse in die Welt gekommen ist und durch den Griff nach dem Apfel das Paradies verschlossen wurde.
Auf unzähligen Bildern und Gemälden sind deshalb auch Adam und Eva mit dem Apfel abgebildet. Es gibt noch ein anderes Apfel-Motiv in der christlichen Kunst, auf Bildern und Gemälden: da hält das Jesuskind – oft noch auf dem Arm der Maria – einen Apfel in der Hand. Die Künstler, die das gemalt haben, hatten dabei in jedem Fall auch die Szene von Adam und Eva im Kopf. Die Geburt des Christuskindes ist  ottes Antwort auf den Sündenfall. Womit sich die Menschen das Paradies verspielt hatten (Apfel), das hat nun Jesus in der Hand: Diesen Ball (Apfel) nimmt der Gottessohn an. Hineinziehen lässt er sich in das Spiel des Lebens. Mitten drin steckt er, uns nun ganz nah, in unserem Leben dabei, trägt daran mit, trägt uns. So ist der Apfel in der Hand Jesus ein Symbol für die tragende Kraft Gottes in unserem Leben.
Von Martin Luther sind die Worte überliefert: „Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Aus diesem Satz spricht die tiefe Hoffnung auf Gottes Begleitung durch das Leben. Wir selbst pflanzen zwar Bäume, doch dass sie Frucht tragen, dass sie uns ernähren können, verdanken wir Gottes Segen.
Ihre Claudia Bergfeld
 
Pfarrerin Claudia Bergfeld unterrichtet am Berufskolleg Halle.