Andacht vom 05. August 2018

Wort zum 10. Sonntag nach Trinitatis, 05. August 2018

Realistisch bleiben
„Wenn jemand von euch ein Haus bauen will, setzt er sich zuerst hin und überschlägt die Kosten. Er muss ja sehen, ob sein Geld dafür reicht. Sonst hat er vielleicht das Fundament gelegt und kann nicht mehr weiterbauen. Alle, die das sehen, werden ihn dann auslachen und werden sagen: Dieser Mensch wollte ein Haus bauen, aber er kann es nicht vollenden.“ – Dieser praktische Tipp kommt von Jesus.
Auch wer einen Krieg führen will, könnte sich vorher bei ihm Rat holen: „Wenn ein Herrscher gegen einen anderen Herrscher Krieg führen will, wird er sich zuerst überlegen, ob er mit zehntausend Mann stark genug ist, sich den zwanzigtausend des anderen entgegenzustellen. Wenn nicht, tut er besser daran, dem Gegner Unterhändler entgegenzuschicken, solange er noch weit weg ist, um die Friedensbedingungen zu erkunden.“
Jesus ist nicht bekannt als Ratgeber für Bauherren und Generale. Aber er kennt sich aus im Leben. Und was für die Praktiker im Alltag gilt, das gilt auch im Glauben. Die eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzen – das ist in jedem Fall hilfreich. Nicht nur beim Hausbau. Oder im Krieg. Sondern auch, wenn man als Christ Verantwortung übernimmt.
Wer es gut meint und sich deshalb überschätzt, macht es am Ende oft nur schlechter. Beispiel Fasten: Ab jetzt wird alles anders – keine Süßigkeiten, kein Fett, kein Alkohol mehr. Bis zum Sommerurlaub werde ich streng sein, dann habe ich hoffentlich wieder mein Idealgewicht. Aber dann kommt es leider meist anders. Der erste Stress. Ich mache eine kleine Ausnahme, den Nerven zuliebe. Und am nächsten Morgen hat die Waage einen neuen Gipfel erreicht.
Es gibt viele Beispiele: mein Engagement, meine regelmäßige Meditation. Immer wenn ich meine Kräfte überschätze, leiste ich am Ende weniger denn je. Bin verkatert und frustriert. Ein Neuanfang ist eine Herausforderung. Nachhaltig ist der Erfolg nur dann, wenn man seine Möglichkeiten richtig einschätzt und sich nicht überfordert.

Sven Keppler ist Pfarrer in der Ev.- Luth. Kirchengemeinde Versmold