Andacht vom 11. Februar 2018

Wort zum Sonntag Estomihi, 11. Februar 2018

Es gibt inzwischen viele Menschen, die die Bedeutung der kirchlichen Fest- und Feiertage nicht mehr kennen. Aber wenn wir in diesen Tagen auf der Straße fragen würden, was denn an diesem Wochenende und am kommenden Montag gefeiert wird, würde wohl mehrheitlich geantwortet: Fasching, Karneval, Rosenmontag oder die fünfte Jahreszeit. Weniger bekannt ist, dass das Verkleiden und Tragen von Masken sowie das Getöse der Umzüge einen religiösen Ursprung hat, der bis in die Antike zurückreicht. Seit dem Mittelalter wird das karnevalistische Treiben als christliche Vorbereitung auf die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern gedeutet.

Mit dem Sonntag Estomihi nähert sich der Höhepunkt der närrischen Zeit und am Aschermittwoch ist bekanntlich „Alles vorbei“. Dann beginnt die Passionszeit. Jesus wird in Jerusalem einziehen. Zuerst werden sie "Hosianna" rufen und später: "Ans Kreuz mit ihm!" Wir kennen diese unangenehme Geschichte.

Unangenehm, weil unser Denken und Handeln beim Thema Passion und Leid an Grenzen stößt. Wir sind oft hilflos gegenüber Menschen, die eine lange Krankheit quält, die in Familienkonflikten leben oder denen alle Lebensfreude durch materielle Not genommen wird. Anderen geht es gut, aber da ist immer die Angst, es könnte einmal unverhofft anders werden. Man fürchtet den Tag, an dem "das Schicksal" zum „Schlag“ ausholt. Diese Angst ist zu groß, als dass man mit ihr umgehen könnte. Also wird sie verdrängt. Es wird alles gemieden, was einem das Leiden zu nahe bringt.

Jesus zieht nach Jerusalem, seinem Leidensweg entgegen. Er weicht nicht aus, er verdrängt nicht. Das macht mir Mut, Leiden anzunehmen und tröstet mich, wenn mir Schreckliches geschieht. Und mir wird bewusst, dass erst durch Leiderfahrungen unser Leben an Fülle und Tiefe gewinnt. Nicht, dass ich schwere Zeiten herbeiwünsche, aber der Blick auf die Leidensgeschichte Jesu und die Hoffnung in schweren Lebenssituationen nicht alleine zu sein, gibt mir die notwendige Gelassenheit für die nächsten Wochen.


von Peter Blume, Pfarrer i.R. (Religionsunterricht am Berufskolleg-Halle)