Andacht vom 22. Juli 2018

Andacht zum 08. Sonntag nach Trinitatis, 22. Juli 2018

Schweres ablegen

Die Sommerferien sind die Zeit im Jahr, in der die meisten Menschen Urlaub nehmen. Das Personal in Firmen, Behörden oder anderen Betrieben ist minimiert. Meistens geht es etwas gemächlicher zu als sonst. Außer natürlich da, wo es wie an jedem Tag des Jahres weiterlaufen muss: Notdienst, Krankenhaus, Pflegeheim u.ä. Aber in vielen Bereichen geht es in diesen Wochen auf jeden Fall ruhiger zu.
In dieser Zeit die Stellung zu halten, empfinde ich durchaus als Vorteil: Ich kann dann nämlich das eine oder andere aufarbeiten, das im normalen Alltag liegen geblieben ist. Ich kann meinen Schreibtisch einmal richtig aufräumen; da hat sich im Laufe der letzten Monate Etliches gestapelt.
Ich finde diese Zeit im Jahr genauso wichtig wie den Urlaub selbst. Geht es im Urlaub darum, von der Arbeit völlig Abstand zu nehmen, so bietet die Ferienzeit für die, die die Stellung halten, die Möglichkeit, der eigenen Arbeitsstruktur eine neue Grundlage zu geben. Auch dabei kann ich den Kopf wieder frei bekommen, indem ich nämlich Ballast abwerfe. Wir wissen: Ballast beschwert uns. Im Laufe der Zeit wird uns so viel aufgeladen, dass wir von Zeit zu Zeit etwas abwerfen müssen, damit das, was auf unseren Schultern liegt, uns nicht in die Knie zwingt. So mache ich mich regelmäßig in den Ferien über meinen Schreibtisch her und staune jedes Mal, wie schnell sich die Papiertonne füllt – und das im digitalen Zeitalter. Nach Feierabend geht es im häuslichen Bereich weiter; auch da merke ich, dass ich mich von Zeit zu Zeit befreien muss von dem, was sich angesammelt hat, frei nach dem Motto von Silbermond: „Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.“ Und schließlich muss ich auch ablegen, was mir im Laufe der Zeit meine Gedanken beschwert: Unerledigtes, Bedrückendes, Schlafraubendes. Wie wohltuend, wenn ich das getrost in Gottes Hand legen kann in dem Vertrauen, dass es dort gut aufgehoben ist. All das abzugeben, gibt mir die nötige Kraft, um die Dinge des Alltags wieder neu angehen zu können.

Susanne Absolon ist Pfarrerin in der Luth. Ev. Kirchengemeinde Versmold