Andacht vom 28. Januar 2018

Andacht zum Sonntag Septuagesimae, 28. Januar 2018

Drei Schüsse feuerte der Attentäter vor 70 Jahren ab. Sein Opfer, Mohandas K. (genannt „Mahatma“) Gandhi, starb noch am selben Tag, am 30. Januar 1948. Er blickte auf ein erfüll-tes Leben zurück:
In Südafrika hatte Gandhi seine Methode des „gewaltfreien Widerstands“ entwickelt. Protes-tieren hieß für ihn, den politischen Gegner zum Einlenken zu bewegen, ohne ihm Leid anzu-tun oder anzudrohen. Auf diesem Weg erreichte Gandhi, dass die in Südafrika lebenden Inder dieselben Rechte erhielten wie die Weißen. 1914 kehrte Gandhi in sein Geburtsland Indien zurück. Er setzte sich ein für die Armen, für die Aussöhnung zwischen Hindus und Moslems und für die Unabhängigkeit Indiens von der Kolonialmacht Großbritannien. Kurz vor seinem Tod erlebte er noch, wie Indien selbstständig wurde. Andere seiner Ziele warten nach wie vor darauf, Wirklichkeit zu werden.

Gandhi faszinierte viele Größen der Weltgeschichte, darunter Christen wie Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer. Seinerseits sah sich Gandhi besonders von Leo Tolstoi und John Ruskin inspiriert, die wiederum wichtige Impulse aus dem christlichen Glauben emp-fangen hatten. Und auch die Bergpredigt Jesu prägte Gandhis Wirken auf vielfältige Weise.

70 Jahre nach seinem Tod ist Mohandas K. Gandhi noch immer faszinierend. Mich beein-druckt, wie eng für ihn öffentliches Engagement und Gottvertrauen zusammengehörten. Aus dieser Haltung heraus konnte er (selbstkritisch, bescheiden und zugleich zuversichtlich) for-mulieren: „Ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass jeder Mensch erreichen kann, was ich erreicht habe, wenn er sich ebenso bemüht und dieselbe Hoffnung und dasselbe Vertrauen kultiviert.“

Die drei Schüsse des Attentäters sind lange verhallt. Vier Fragen aber, die sich aus den Wor-ten Gandhis ergeben, klingen weiter: Was wünsche ich mir für diese Welt? Bemühe ich mich auch darum? Worauf setze ich dabei meine Hoffnung und mein Vertrauen? Und zu guter Letzt: Kultiviere, pflege ich auch diese Hoffnung und dies Vertrauen?

André Heinrich ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Brockhagen.