Andacht vom 10. Februar 2019

Wort zum 4. Sonntag vor der Passionszeit, 10. Februar 2019

Zu Weihnachten verschenkte ich an eine Freundin einen Plätzchenausstecher in Herzform. Als mich meine Freundin vor kurzem besucht, bringt sie mir eine Dose mit leckeren Käseplätzchen mit; alles Herzen, die sie mit der Plätzchenform ausgestochen hat. Sie hat sich über mein Geschenk gefreut und ich bin ebenfalls glücklich, dass sie sich für mich die Zeit genommen hat und kreativ geworden ist. Lachend begrüßen wir uns und schauen in unsere fröhlichen Gesichter. „Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht“, so steht es schon in den Sprüchen des Predigers Salomo (15,13).
Solche herzerfrischenden Erfahrungen haben wir wohl alle schon gemacht, wenn wir an manche Begegnung zurückdenken, in der die Herzen gesprochen haben: Wenn uns jemand schweres Gepäck abnimmt und ans Ziel trägt, wenn uns jemand zuhört, wenn wir unsere Sorgen einfach mal loswerden wollen. Vielleicht fallen Ihnen jetzt ganz andere herzerfrischende, wohltuende Erfahrungen oder Erlebnisse ein.
Kaum haben wir sie uns in Erinnerung gerufen, fallen uns aber auch Geschichten oder Erlebnisse von Herzlosigkeit und Unbarmherzigkeit ein; die zunehmende Kälte im Umgang miteinander, die Härte in Streit- oder Konfliktsituationen, bei Mobbing- oder Gewalterfahrungen am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause.
Wenn ich solche Nachrichten höre, frage ich mich: Gelingt es uns, die Kultur der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe wieder neu zu etablieren? Dabei ist die Sehnsucht nach menschlichen Herzen uralt. Der Prophet Ezechiel (36,26) greift diese uralte Sehnsucht der Menschen auf, indem er verheißt: „Ich gebe euch ein neues Herz. Ich nehme das alte versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein neues, fleischernes Herz“, ein Herz das (mit)fühlt, ein Herz, das auf dem rechten Fleck sitzt.
Wenn Gott versteinerte Herzen wegnimmt, nehmen wir uns wieder Zeit füreinander, sind füreinander da: Immer dann, wenn sich gute Laune und Fröhlichkeit Bahn brechen, wenn gute Umgangsformen sich durchsetzen, wenn wir einander im Alltäglichen helfen und unterstützen, wenn Jugendliche mit ihren Sorgen von Erwachsenen gehört und ernst genommen werden. Das alles sind Impulse für ein neues, lebendiges Herz aus Fleisch. Ja, Gott hat ein Herz für unsere Welt, für uns Menschen und ich wünsche uns allen herzerfrischende Erlebnisse und Begegnungen, die uns einfach nur gut tun.

Christiane Karp-Langejürgen, Pfarrerin am Berufskolleg Halle /Westfalen