Andacht vom 22. September 2019

Wort zum 14. Sonntag nach Trinitatis, 22. September 2019


„Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Psalm 103, 2
Neulich fragte die Pfarrerin ihre Predigtzuhörer*innen, ob beim Beten mehr Bitten oder mehr Dank ausgesprochen würden. 90 Prozent waren für das Bitten. Stimmt es tatsächlich, dass uns Gott erst einfällt, wenn wir eine dringende Bitte haben? Wenn wir Angst um einen geliebten Menschen oder um das eigene Leben haben?
Sicher ist, dass Angst uns mobilisiert. Die Fridays for Future-Demonstrationen zeugen davon. Junge Menschen sorgen sich um ihre eigene Zukunft und die künftiger Generationen auf diesem Planeten. Angst mobilisiert große Kräfte.
Aber, ich war beim Gebet. Mir selbst geht es anders. Ich finde mich oft nach einer schönen Begegnung und sage einfach Danke. Ein stilles Lob an Gott. Danke, Gott, du hast alles gefügt. Oder ich wache morgens auf und als erstes kommt mir Dankbarkeit in den Sinn: Danke für meine Familie, danke, dass ich arbeiten kann, danke für friedliche und sichere Verhältnisse in unserer Stadt, in unserem Land.
Angst mag uns mobilisieren wie ein nahe rückender Prüfungstermin: „Wenn ich jetzt nicht in die Gänge komme, wird das nichts.“
Trotzdem ist das Danken zumindest die andere Schale der Waage. Loben und Danken entspringt aus einem großen Gefühl der Kraft, der Fülle. Wenn eine Begegnung in ein gutes Gespräch mündet. Wenn ich einen Termin vergessen habe und dann kommt ein Erinnerungsanruf gerade noch rechtzeitig.
„Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ So drückt es der Psalmbeter aus. Lob ist noch überschwänglicher als Dank. Was auch immer, Gott loben führt uns dazu, auf das zu schauen, was uns an Gutem begegnet ist. Und das ist nicht wenig.
„Der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alles deine Gebrechen. Der dein Leben vom Verderben erlöst…“ Dafür lobe ich Gott, dafür danke ich, darauf hoffe ich in aller Panik um die nötigen Veränderungen unserer Lebensweise.


Elisabeth Hübler-Umemoto ist Pfarrerin in der Ev.-Lut. Kirchengemeinde Versmold