Andacht zum 16. Mai 2021

Wort zum Sonntag Exaudi, 16. Mai 2021

Ich sehe was, was du nicht siehst`, heißt ein altes Kinderspiel. Da geht es um genaues Hinsehen und exaktes Beschreiben von Dingen, die ich sehe und die meine Mitspieler erraten sollen. Dabei ist man oft überrascht, wie unterschiedlich die Blickwinkel, die Wahrnehmung überhaupt ist. Was der eine als blau sieht, ist für den anderen noch längst kein blau. Ich sehe was, was du nicht siehst. Du siehst etwas, was ich nicht sehe. Was ist nun wahr oder richtig? Wem oder was kann ich eigentlich vertrauen? Das fragen sich zur Zeit viele Menschen. Eine Flut von Informationen, Meldungen, Nachrichten prasseln jeden Tag auf uns ein, das Internet versorgt uns ungefiltert mit News und Fake News. Fakten, Tatsachen, vermeintliche Wahrheiten sind wandelbar, das erleben wir in der Coronakrise tagtäglich. Wir brauchen Zusagen, die verlässlich sind. Sicher ist zur Zeit nur die Ungewissheit. Was können wir diesen Ungewissheiten entgegensetzen? Menschen, die glauben, z.B. Christen, setzen auf die Bibel. Ihre Weisheiten und Lehren haben sich jahrhundertelang bewährt. Das ist vertrauenswürdig. Die Bibel birgt für uns einen Schatz von Lebenserfahrungen. Ihre Wirklichkeit ist eine, die durch Erfahrung wirklich wird, Erfahrungen, die Menschen gemacht haben, auf die sie sich in ihrem Leben verlassen können, weil sie tragen. Seit 2000 Jahren sind Christen Influencer für das Evangelium. Als Kompass dient ihnen dabei der Rat des Apostel Paulus: Prüft alles und behaltet das Gute! Das Gute ist das, was dem Leben dient, wie Jeus es uns vorgelebt hat. Und das sind keine Fake News, die sich überholen oder revidiert werden. Sie haben Menschen durch die Jahrhunderte geleitet. Ich brauche keine Medienkompetenz, um mir Jesus Worte zusagen zu lassen: Ich bin bei euch, alle Tage bis ans Ende der Welt. Ich brauche keine Bestätigung von Dutzenden Followern, wenn ich weiß: ich bin ein Kind Gottes, einzigartig und geliebt, so viele Likes gibt es gar nicht, wie Gott sie mir zukommen lässt. Gott kann ich alles posten, ohne hämische Kommentare oder Shitstorm zu fürchten. Er macht mich persönlich kompetent, wie es schon Paulus in seinem Brief an Thimotheus zu sagen wusste: Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft der Liebe und der Besonnenheit. Das ist sozusagen meine göttliche Cloud, in der mein Leben aufgehoben ist und es wahrhaftig macht.

Claudia Bergfeld ist Pfarrerin am Berufskolleg in Halle