Zu einem perfekten Frühstück gehört für mich das Kreuzworträtsel in der Tageszeitung (alternativ auch das japanische Zahlenrätsel Sudoku). Diese Viertelstunde ist wirkliche Qualitätszeit am Morgen! Es ist wunderbar, wie sich das Chaos Wort für Wort oder Zahl für Zahl zu einem kleinen Kosmos verändert – mit ein wenig Logik, mit einem gerüttelt Maß an Wissen und mit etwas Ausdauer. Ein gelöstes Rätsel am Morgen verschafft mir einen positiven Schub in den Tag: Du hast es drauf! Los, löse auch die Probleme, die auf dich warten!
Wenn das mal so einfach wäre! Denn es gibt schon eine Menge Probleme oder Rätselhaftes im Leben. Warum geht’s dem einen gut und der anderen schlecht? Warum ist es für Menschen so schwer, friedlich zusammen zu leben? Warum bin ich so, wie ich bin?
In einem Lied für die Advents- und Weihnachtszeit textet der evangelische Pfarrer Dieter Trautwein 1963:
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsre Nacht nicht traurig sein.
Bist du der eignen Rätsel müd?
Es kommt, der alles kennt und sieht.
Das ist doch mal ein Ausblick! Und wie gemacht für die Adventszeit, die ja doch eine Zeit der Hoffnung ist! Rettung naht - auch für dich. Da ist einer, der dein Leben sieht, der sich nicht täuschen lässt, der dir mitten ins Herz blickt. Einer, der dich kennt und liebt.
Es ist schon interessant, dass gerade diese Strophe des Liedes von meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden ausgewählt wurde. Vielleicht, so habe ich gedacht, sind sie sich in dem Alter selbst ein Rätsel? Gefangen in der Zwischenzeit zwischen Kindheit und erwachsen werden! Vielleicht reizt sie aber auch die Vorstellung, dass da jemand wirklich einen Plan für die vielen Probleme unserer Welt haben könnte. Einer der kommt, sieht und handelt. Einer, der unsere Nächte, die ganz persönlichen aber auch die großen Nächte der Welt mit seinem Licht ausleuchten, sie „licht“ machen kann.
Gott der Rätsellöser naht – das finde ich einen schönen Gedanken in der Adventszeit.
Christian Eckey ist Pfarrer in Borgholzhausen