Andacht zum 18. Dezember 2022

„Ach hör mir doch auf mit Weihnachten“

Es war vor einer Woche: Ich sprach gerade mit einer guten Bekannten - früher war sie Lehrerin an der Hauptschule gewesen, auch für katholische Religion – am Abend des 3. Advent und ich erzählte ihr, was ich als Pastorin so mache in der kommenden Adventswoche. 

Da platzte es aus Ihr heraus: „Ach, hör mir doch auf mit Weihnachten. Da haben die Leute doch eh keine Lust mehr drauf!“ „Aber es kommt doch noch der 4. Advent…“, versuchte ich mich hilflos zu rechtfertigen – bevor wir beide spontan anfingen zu lachen: Es war schon ziemlich absurd.

Hat sie vielleicht recht?, frage ich mich selber, als ich mich an den Schreibtisch setze, um diese „Zeitungsandacht“ zu schreiben: Ist vielleicht schon vor dem 4. Advent im Großen und Ganzen „der Lack ab“ vom großen Weihnachtsfest? 

Nur weil wir schon genug Dominosteine und selbstgebackene Adventsplätzchen gegessen haben und genug haben von den Lichtern der rhythmisch blinkenden Lichterkette im Wohnzimmer? 

Den 1. Advent konnte ich dieses Jahr kaum erwarten: Ich freute mich auf das erste Licht am Adventskranz und natürlich auf den ersten Weihnachtsmarkt nach Corona: Hier in Steinhagen war es drei Tage lang ein rauschendes Fest: Miteinander – Füreinander! Und Steinhagen feierte seinen Weihnachtsmarkt – und so viele kamen, um mitzufeiern: Abends war immer richtig voll. 

Und auch die adventlichen Weihnachtsfeiern in unserer Kirchengemeinde: Richtig viele Leute waren da. Ich hatte richtig das Gefühl, dass die Leute sich nach Advent und Weihnachten sehnen – mit Harmonie und Gemeinschaft und Gemütlichkeit! 

Ist das nicht alles nur „oberflächlich“ und „wenig christlich“? 

Ich finde: Alle unsere Advents- und Weihnachtsfeiern sind Höhepunkte im Laufe unseres kirchlichen Festjahres. Gemeinschaft und miteinander Reden, Zuhören und miteinander lachen oder auch weinen – das ist doch der Sinn von Weihnachten: Dass Gott in unsere merkwürdige Welt kommt in einem Kind, das mit uns lachen wird und weinen wird, für uns leidet und friert und uns zeigt, wie Liebe funktioniert: Nicht nur für kurze Zeit, sondern für ein ganzes Leben. 

In diesem Sinne – bleibt behütet – und freut Euch: Der Herr ist nahe! 

Kirsten Schumann ist Pfarrerin in Steinhagen