Wilson Bentley und die Schneeflocke
Wer hätte es gedacht: Der Winter ist unbeliebt! Das ergab eine Umfrage, bei der 50% der Deutschen angaben, dass die Sommerzeit die schönste Jahreszeit ist. Beim Winter waren es gerade einmal 5%! Und das obwohl der Winter etwas zu bieten hat, was der Sommer nicht hat – nämlich Schnee. Wer findet es schließlich nicht schön, durch eine märchenhafte Schneelandschaft zu wandern und dabei den Schnee unter seinen Schuhsohlen knirschen zu hören. Eine Pracht, die nicht nur Kinder froh macht, sondern auch den wahrscheinlich größten Schneefan aller Zeiten, den US-Amerikaner Wilson Bentley. Dieser machte nämlich am 15. Januar 1885 die erste vergrößerte Fotographie einer Schneeflocke. Viele Fotographien von weiteren Schneeflocken folgten. Hierbei machte Wilson Bentley die Entdeckung, dass keine Schneeflocke einer anderen glich. Er hörte schließlich bei Schneeflocke Nr. 5000 auf. Woran liegt das? Eine Schneeflocke besteht aus Zehn hoch Achtzehn Wassermolekülen. Diese Anzahl an Wassermolekülen ergibt so viele Kombinationsmöglichkeiten, dass es quasi undenkbar ist, dass eine baugleiche Schneeflocke zur Erde fällt. Gleichwohl fällt am Ende die Schneeflocke auf die Erde und schmilzt oder sie landet auf der Frontscheibe unseres Autos und wird achtlos zur Seite gewischt. Was für eine unfassbare Schönheit und was für eine Verschwendung, die hier passiert. Solche Phänomene lassen mich wie den Schreiber des Psalm 104 einfach immer wieder ins Staunen über die Schöpfung und ins Lob über den Schöpfer verfallen, der all diese schönen Dinge wie die Schneeflocke erfunden hat: „Lobe den Herrn, meine Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du!“ (Psalm 104,1) Ich hoffe, dass uns diese Schönheit im Winter noch sichtbar wird. Und wenn Sie diese sehen, denken Sie vielleicht an Wilson Bentley und die verschwenderische Schönheit, die er in der Schöpfung Gottes entdeckt hat.
Andreas Hoenemann ist Pfarrer in Brockhagen