Wie schön das war: Hochsommer, Urlaub, eine lange Camping-Tour. Jeden Tag zu Gast an einem anderen Ort. Nirgendwo Lärm. Viel Platz. Gutes Wetter. Freundliche Platznachbarn. Toiletten, Duschen, Küchen – alles picobello aufgeräumt und sauber. Kein Müll liegt herum.
Nein, diese paradiesischen Zustände habe ich nicht geträumt. Das haben wir in diesem Sommer erlebt. Dabei war auf etlichen Plätzen nicht einmal Personal vor Ort. Einmal am Tag kam jemand vorbei, machte sauber, nahm Müllbeutel mit, fragte, ob alles in Ordnung sei. Bezahlt wurde dort per Internet anhand einer Liste: Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil? Mit Strom oder ohne? Die Basis dafür, dass das klappt, sind Verantwortungsgefühl und Gemeinsinn auf der einen und Vertrauen auf der anderen Seite. Alle Verantwortlichen, mit denen wir sprachen, verstanden nicht, weshalb wir das ungewöhnlich fanden. Ihr sollt euch doch wohlfühlen hier, sagten sie, und die wunderbare Natur genießen!
Geh aus, mein Herz, und suche Freud! So beginnt ein beliebtes altes Sommerlied. Und es singt sich durch Gärten und Wald, begeistert von allem, was lebt und wächst und nährt. Ja, wo die Schöpfung geachtet und bewahrt wird, wo das Zusammenleben von Vertrauen und Respekt geprägt ist, da gibt es Grund zur Freude und man kann genießen. Ich habe mich in diesem wunderbaren Urlaub dabei ertappt, dass ich fröhlich mehr aufgehoben, weggeräumt und sauber gehalten habe als sonst – für die, die nach mir kommen. Einen Ort nicht nur so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe, sondern womöglich noch etwas besser, das möchte ich auch im Alltag üben, im Kleinen wie im Großen.
Als Christin gebe ich damit Antwort meinem Schöpfer, der uns die Welt anvertraut hat. Ich bin Gott dankbar, dass er das Vertrauen in mich hat, dass ich das kann. Als Bürgerin gebe ich damit dem Gemeinsinn Ausdruck, ohne den kein Staat funktionieren kann.
Am 15. September, also am morgigen Sonntag, ist in Deutschland der Tag der Demokratie. Gutes bewahren, und das, was nicht so gut ist, etwas besser machen, Gemeinsinn pflegen – so ließe sich dieser Tag mit Leben füllen.
Kirsten Potz, Pfarrerin i. R., Steinhagen