Fremde Länder, fremde Sitten! Eins der möglichen Sommererlebnisse. Bereichernd die Begegnung mit dem Unbekannten. Neues wird gelernt und Vertrautes kann neu betrachtet und bewertet werden.
Vor dem Hintergrund stelle ich eine ganz freche Frage: Sind Christinnen und Christen eigentlich wasserscheu? Die Frage klingt lächerlich, aber sie ist berechtigt! Muslime waschen sich vor dem Gebet, Juden nicht nur vor dem Essen, Hindus im Ganges. Warum waschen sich Christinnen und Christen nicht rituell?
Dies steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit unserem Taufverständnis. Alle vier Evangelien berichten darüber, dass Jesus getauft wurde. In unserer kirchlichen Praxis ist die Taufe ein Sakrament. Zum Sakrament gehören das sichtbare und greifbare Symbol – das Wasser in der Taufe - und das verheißungsvolle Wort. Als verheißungsvolles Wort in der Taufe gilt der sogenannte Tauf- und Missionsbefehl (Mt 28). Ein Sakrament macht das Gute und Heilsame des Glaubens sichtbar und erfahrbar. In ihm erfahren Christinnen und Christen, dass Gott ihnen nahe kommt. So ist der eigentlich Handelnde in der Taufe Gott. Denn die Taufe ist Gottes einmaliges, unbegrenzt gültiges Versprechen an den Täufling.
Gott sagt in der Taufe dem Täufling zu ihn bis in Ewigkeit zu begleiten und, dass alles, was Jesus Christus uns verheißen hat, für ihn persönlich gilt. Da das, was Gott zugesagt hat, immerwährende Gültigkeit hat, ist die Taufe einmalig und damit auch die rituelle Verwendung von Wasser einmalig.
Christinnen und Christen sind natürlich nicht wasserscheu! Sie betonen nur einfach die einmalige Bedeutung der Taufe, indem sie Wasser nicht weiter rituell nutzen. Wichtig ist allerdings, sich wiederholt an die Taufe zu erinnern. Denn wenn wir das tun, halten wir uns vor Augen: Vor Gott bin ich wertvoll, Gott kennt meine Persönlichkeit. Er geht alle meine Wege mit, hier und in Ewigkeit. Das hat er mir in der Taufe versprochen, einmalig und für immer gültig!
Beatrix Eulenstein ist Pfarrerin mit sozial-diakonischen Aufgaben im Kirchenkreis Halle