Andacht zum 19. Mai 2024

Liebe Gemeinde!

 „Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Gibt’s was zu feiern, jetzt an Pfingsten? Der Heilige Geist kommt nicht so anschaulich daher wie Krippe und Kreuz samt Weihnachtsbaum und Osterhase. Pfingsten – das Wunder, ohne das die Botschaft von der befreienden Liebe Gottes, die Gefangene befreit, die Hungrigen speist, die Kranken heilt und die Gebeugten aufrichtet, nicht in die Welt gekommen wäre.

Pfingsten – das Fenster zur Welt hin wird geöffnet, die Kraft Gottes kommt vom Himmel auf die Erde. Es gab mal den schönen Brauch, an Pfingsten Türen und Fenster weit offen zu lassen. Denn man hat sich vorgestellt, an diesem Tag fliegt der Hl. Geist über die Welt und er weht wie ein frischer Wind durch die geöffneten Türen und Fenster in die Häuser und Kirchen. Richtete sich zu Himmelfahrt unser Blick von der Erde in den Himmel, so bringt Pfingsten unseren Blick zurück auf die Erde. Pfingsten – Menschen, die traurig über Jesu Tod wie versteinert in ihren Häusern verharrten, lassen sich be-geistern, werden wieder lebendig, werden aktiv, wagen es – vom Geist Gottes getrieben – sich weit aus dem Fenster zu lehnen und die frohe Botschaft in die Welt zu tragen, zu den Menschen zu gehen. Pfingsten - Einander in schwierigen Lebensphasen nicht allein lassen, einander besuchen, einander unser Leid klagen und auch Hoffnung machen und uns gegenseitig im Glauben bestärken, dass Gott uns nicht alleine lässt. Da weht der Geist Gottes direkt in unseren Alltag, richtet uns auf, bestärkt uns, befreit uns von allen Ängsten. Und auch das bedeutet Pfingsten – dass sich die Menschen über alle Sprachbarrieren hinweg verstehen. „Die Menschen waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.“  Das Sprachwunder von Pfingsten ist Symbol dafür, dass Menschen miteinander verbunden sind und einander verstehen. Wer träumt in diesen Tagen nicht von dem, dass Menschen wieder miteinander sprechen, sich verstehen und Frieden miteinander schließen?

Gebet: Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt. Amen.

Text: Klaus Okonek (1971)Hans-Joachim Raile (1971)
Melodie: 
IsraelSarah Levy-Tanai (1975)

 

Birgit Gillmann ist Pfarrerin in Bockhorst