Andacht zum 24. März 2024

Endlich Ruhe?!

Für das Jahr 2023 war der Begriff „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres gewählt worden. „Krisenmodus“, das passt auch ins Jahr 2024. Die Welt, das Land, die Gesellschaft und am Ende auch wir einzelnen Bürgerinnen und Bürger scheinen nicht zur Ruhe zu kommen. Schnelllebig ist die Zeit schon lange, nun auch noch von zahlreichen Herausforderungen und Krisen gezeichnet. Das geht an niemandem vorüber, das macht etwas mit uns.

Vielleicht kann eine Überlieferung aus sehr alter Zeit weiterhelfen. Die Alten nannten die Woche, die mit diesem Sonntag beginnt, die „stille Woche“. Eine Woche, in der Besinnung und innere Einkehr ein besonderes Gewicht bekommen sollten. Wie sind Menschen darauf gekommen, aus dem Erinnern an die dramatischen Ereignisse vor der Kreuzigung Jesu eine „stille Woche“ zu machen? Eine Woche, die einem helfen kann, selber zur Ruhe zu finden?

Der Blick auf die Ereignisse, die dem Tod Jesu unmittelbar vorausgehen, ist gleichzeitig ein Blick in menschliche Abgründe: die Volksmenge, die Jesus beim Einzug in Jerusalem begeistert feiert (Palmsonntag), wird wenige Tage später mit der gleichen Intensität in Sprechchören fordern: „Kreuzige ihn!“ Für Geld wird ein Jünger Jesu (Judas) seinen Meister verraten. Als die Jünger Jesus beim Beten unterstützen sollen, schlafen sie ein. Die Leitfigur aus dem Jüngerkreis (Petrus) wird ihn verleugnen: „Ich kenne diesen Mann nicht!“ Der Machthaber Pontius Pilatus wird Jesus zum Tode verurteilen und gleichzeitig versuchen, seine „Hände in Unschuld zu waschen“.  

Der Blick auf die letzten Ereignisse im Leben Jesu wird zu einem Blick in den Spiegel. Nichts von dem, was damals geschah, ist heute fremd.

Das war die Überzeugung der Christen von Beginn an: Sein Tod hat auch mit dem „Krisenmodus“ unserer Zeit zu tun. In frommer Sprache gesprochen: er zeigt uns, dass die ganze Schöpfung auf „Erlösung“ wartet.  Aber nicht die Mächte von Gewalt, Lüge und Tod werden den Triumph davontragen, sondern Gott hat Jesus durch den Tod hindurch mit Leben beschenkt. Damit sind Frieden und Ruhe mitten hinein in die aufgewühlte Gegenwart gekommen.

Die Botschaft der stillen Woche lautet: vieles an Arbeit und Betriebsamkeit einmal herunterfahren. Ruhe braucht Hilfestellungen. Wenn in dieser Woche zu besonderen Gottesdiensten und zum Abendmahl eingeladen wird, dann genau deshalb: damit diese besonders geprägten Tage auch heute zur Lebenskraft werden. Eine „ruhige Woche“ wünscht Ihnen

 

Holger Hanke, Pfarrer in Werther