Die drei Hauptfeste des Kirchenjahres liegen hinter uns. Feiern die Christinnen und Christen an Weihnachten das Kommen Gottes, des Vaters, zu uns Menschen im Kind in der Krippe, so gedenken sie an Karfreitag des Todes Jesu, seines Sohnes, und stimmen in den Ostergottesdiensten in den Jubel über den Sieg des Lebens über den Tod ein. Zu Pfingsten schließlich feiert die Kirche ihr Geburtstagsfest. Gottes Geist treibt die Jünger auf die Straßen und Plätze Jerusalems, das Evangelium wird weitergesagt, es stiftet Gemeinschaft von Menschen und spendet Trost, bis auf den heutigen Tag.
Wie eine Bündelung der drei großen Feste des Kirchenjahres ist der vor uns liegende Sonntag. Er trägt den sperrigen Namen „Trinitatis“ und verweist darauf, dass der eine Gott in drei Weisen, als Vater, als Sohn, als Geist begegnet. Dies mag manchem als ein theologisches Fachproblem, ja als Quisquilie erscheinen. Aber das ist keineswegs so! Der Sonntag Trinitatis möchte im Bewusstsein der Christenheit lebendig halten, dass Gott kein fernes, abständiges Wesen ist, über dessen Existenz oder Nichtexistenz einfach nur zu diskutieren wäre. Er ist vielmehr ansprechbar, als Vater und Mutter, und im Gebet können Menschen Hoffnungen und Ängste, Lasten und auch Dankbarkeit für Erfahrenes vor ihm aussprechen. Jesus selbst ist es, der die Männer und Frauen in seinem Umfeld das Beten lehrt mit den Worten des „Vater unser“, die Christinnen und Christen trotz aller Verschiedenheiten vereinen.
In den biblischen Erzählungen des Alten und Neuen Testaments wird immer wieder greifbar, wie Gott heilsam zu Menschen in Beziehung tritt, und auch die Erfahrungen der dunklen Seite Gottes, das völlige Nichtverstehen von Ungerechtigkeit und Leid, werden nicht ausgespart. Die Rede vom ‚Wirken Gottes im Geist schließlich verdeutlicht, dass er bis in die Gegenwart hinein Menschen mitnehmen möchte, in einer Welt des Hasses und der Gewalt Werkzeuge der unbedingten Menschenliebe und des Friedens zu werden. So verstanden wird der Sonntag der Dreieinigkeit zu einem Fest der bunten Gnade Gottes.
Thilo Holzmüller ist Schulreferent der Ev. Kirchenkreise Gütersloh und Halle