Der Herbst ist da, die Erinnerungen an den Sommer verblassen allmählich. Ich möchte aber dazu einladen, einen Blick zurück, auf den 09. August 2024, zu werfen. Bei uns läuft an jenem Abend untypischerweise beim Abendessen der Fernseher. Wir verfolgen das Leichtathletik-Spektakel im Stade de France bei den Olympischen Spielen in Paris.
Besonders das Kugelstoß-Finale der Frauen zieht uns in seinen Bann. Yemisi Ogunleye stößt im letzten Versuch Bestweite. Der bis dahin führenden Neuseeländerin gelingt es nicht mehr zu kontern und so wird Ogunleye Olympiasiegern - und rührt mich damit zu Tränen. Zum einen, weil diese sportliche Leistung, insbesondere nach ihrer Verletzungsgeschichte, herausragend ist und zum anderen, weil mich ihr christlicher Glaube beeindruckt. „Gott hat noch einen Plan für mich“ hatte Ogunleye vor dem Wettkampf gesagt. Und auch in den folgenden Interviews stellt sie immer wieder Gott als die starke Kraft an ihrer Seite in den Mittelpunkt.
Und wenn ich ehrlich bin, hat mich nicht „nur“ ihr Glaube berührt, sondern auch, wie selbstbewusst sie ihn in die Öffentlichkeit trägt. Da ist nicht nur die stets sichtbare Kreuzkette um ihren Hals, sondern sie spricht vor Millionenpublikum über Gottes tiefe Liebe, über Bibelverse, die sie tragen und ihr Hoffnung geben, über ihre Kirchengemeinde, die für sie gebetet hat und ihre Freude am Gospel – Hörproben inklusive.
Das habe ich in dieser Form noch bei keiner deutschen Sportlerin erlebt – in den USA schon eher. Dort scheint der Glaube eine andere Relevanz zu haben, aber hier und in den herausfordernden Zeiten, in denen sich unser Land, aber auch unsere Kirche befindet, sorgt es einmal mehr für Gänsehautmomente bei mir. Der Glaube versetzt Berge, sagt Ogunleye und hat es eindrucksvoll bewiesen.
Vielleicht ist Yemisi Ogunleye nicht nur für mich Inspiration, um die Begeisterung des Glaubens und unser inneres Leuchten in die Gesellschaft zu tragen; Lebensfreude, Kraft und Zuversicht können in diesen Tagen nicht nur Olympiasieger:innen gut gebrauchen. Let it shine.
Jana Ruhe ist synodale Jugendreferentin im Kirchenkreis Halle