„Tragt in die Welt nun ein Licht!“ Gemeinsam sangen wir dieses Lied in den letzten Adventswochen in unseren Versmolder Sprachkursen für geflüchtete Menschen. Ein Dutzend Ehrenamtliche schenken jede Woche ihre Zeit und sprachlichen Kompetenzen und geben vielen Frauen und Männern damit einen Ort für ihre Fragen und sprachliche Schritte nach vorn. „Sagt allen: Fürchtet euch nicht!“ Die weihnachtliche Botschaft des Engels sollen und wollen wir weitergeben. Und was haben unsere Mitmenschen hier an Päckchen zu tragen. Wo wir es als Deutsche schon als bedrückend empfinden, wie viele Krisen auf unserer Welt zusammen kommen, da sind es bei unseren Schülerinnen und Schülern sehr konkrete Sorgen und Ängste. Um die alte Mutter in der Ukraine, um die Cousinen in Afghanistan, die nicht mehr arbeiten dürfen und so ihre Familie nicht mehr ernähren können, um die Verwandten in Syrien, die als Minderheiten besonders um ihre Sicherheit fürchten, zu aller Zerstörung und Lebensmittelknappheit hinzu. „Gott hat euch lieb, groß und klein - seht auf des Lichtes Schein!“ Ja, diese Botschaft des Lichtes in diese Welt zu tragen, dazu bedarf es Mut. Denn worauf kann sich diese Botschaft stützen? Können wir als Christinnen und Christen wirklich versprechen, dass irgendetwas besser wird?
Nein und ja. Nein, denn das Leid jedes Menschen können nicht wir lösen. Nicht als Stadtgesellschaft, nicht als Kirchen, nicht als einzelne. Aber: Ja! Als ich in die Augen der Mitfeiernden bei unserer Weihnachtsfeier schaute, da leuchtete in ihnen genau dieser Glanz des Lichtes, das wir im Singen gemeinsam in die Welt getragen haben. Zu den Alten, zu den Kranken - und am allerwichtigsten: zu den Kindern. Der Widerschein des Lichtes, nicht allein zu sein. Nicht vergessen zu sein. Und noch einen Schokoweihnachtsmann, ein liebevoll gestaltetes Weihnachtskärtchen mit auf den Weg zu bekommen. Ein Stück des schweren Weges gemeinsam zu gehen und gemeinsam mutig zu singen: „Sagt allen: Fürchtet euch nicht!“
Anja Keppler ist Pfarrerin in Versmold