Andacht zum 29. September 2024

Am 1. Oktober ist „Weltseniorentag“. Wussten Sie, dass es diesen Feier-Tag gibt? Mir war er neu. 1990 wurde er von den Vereinten Nationen proklamiert. An diesem Tag soll die Lebensleistung von Seniorinnen und Senioren und ihre gegenwärtige Bedeutung für die Gesellschaft anerkannt und gewürdigt werden. 

Es ist ein schöner Gedanke, wohlwollend auf die die Lebensleistung von Menschen zu schauen und sie nicht zum „Alten Eisen“ zu zählen. Täten wir dies, dann würden sich vielleicht mehr Menschen trauen, sich selbst als „alt“ zu bezeichnen. Jede Falte in meinem Gesicht erzählt eine Geschichte von meinem gelebten Leben. Sie erzählt von Erfahrungen, die ich machen musste oder durfte. Sie erzählt von dem, was ich gearbeitet und geleistet habe. Beruflich, familiär und sozial. Sie erzählt von verpassten Chancen oder Versäumnissen in meinem Leben. All dies hat mich geformt. Da muss es mich nicht schrecken, dass ein Mädchen im Kindergarten auf meine Aussage „Ich bin ein alter Mann“ sofort fragte: „Stirbst du bald?“ Ihr habe ich geantwortet: „Das weiß ich nicht. Aber bis dahin möchte ich noch viel erleben.“

Es muss nicht all das sein, von dem Udo Jürgens in seinem Lied „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ gesungen hat. Ein paar Träume werden unerfüllt bleiben. Aber den Spaß am Leben, die Lust auf Neues, die Freude an Menschen werde ich weiter genießen und pflegen im „Indian Summer“ meines Lebens. Dabei halte ich mich gerne fest an dem Versprechen Gottes, das er seinem Volk Israel durch den Propheten Jesaja gab (Jesaja 46,4):

 Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.

Jürgen Michel (66) ist Pfarrer im Ruhestand